Gebäudeenergiegesetz (GEG): Ein Blick ins Havelland

Gebäudeenergiegesetz (GEG): Ein Blick ins Havelland

Das neue Gebäudeenergiegesetz (GEG) wurde im September 2023 von der Bundesregierung beschlossen. Spätestens ab dem Jahr 2028 müssen neue Heizungen zu mindestens 65 Prozent mit Erneuerbaren Energien betrieben werden. Dies schränkt die Auswahl ein und bedeutet das faktische Aus für klassische Öl- und Gasheizungen. Bis zu 70 Prozent der Kosten tragen die Eigentümer, je nach Sanierungsaufwand auch mehr. Im Brandenburger Landkreis Havelland ist die Altersstruktur hoch und der Gebäudebestand alt. Viele Eigenheimbesitzer schauen mit Sorge in die Zukunft.


Das Wichtigste in Kürze:

  • Das Gebäudeenergiegesetz trat zum 1. Januar 2024 in Kraft. Es ordnet an, dass neu eingebaute Heizungen zu mindestens 65 Prozent mit erneuerbaren Energien betrieben werden müssen
  • Für Neubaugebiete gilt das Gesetz mit sofortiger Wirkung
  • Eigentümer von Bestandsbauten haben je nach Region bis 2028 Zeit: Städte und Kommunen müssen eine Wärmeplanung vorlegen
  • Der Kostenzuschuss liegt zwischen 30 und 70 Prozent, er ist gedeckelt
  • Defekte Heizungen dürfen repariert werden

Das Havelland – eine Region in Brandenburg

Kennen Sie das Havelland? Eine Region im westlichen Brandenburg, ein Landkreis mit eigenem Kennzeichen. Zu den größten Städten gehört Rathenow mit etwa 25.000 Einwohnern. Nauen bringt es immerhin auf 16.000. Die Stadt ist für den Berliner das Tor ins Havelland. Er fährt über die Heerstraße aus der Innenstadt heraus und fällt quasi hinein, in die ländliche Idylle. Nach dem Verlassen der B5, die sich an die Autobahn anschließt, findet er sich in einer anderen Welt wieder.

Dörfer, Landstraßen und grasende Kühe

Das Havelland ist geprägt von Dörfern, die durch Landstraßen miteinander verbunden sind. Es gibt keine Autobahn, nur eine Bundesstraße, in die enge Landstraßen und Feldwege münden. Rechts und links erstrecken sich Felder, soweit das Auge reicht. Es gibt eine große Baumschule und kleine Wälder. Besonders schön ist es dort, wenn der Raps blüht oder der Weizen golden schimmert. Und wenn Schafe und Kühe über die grünen Wiesen laufen.

Idylle, sagen die einen. Unmöglich, dort zu leben, sagen die anderen.

Recht haben beide: Wer die Natur liebt, die Ruhe, die Abgeschiedenheit, der fühlt sich im Havelland aufgehoben. Doch ein Arbeitsweg von 50 Kilometern pro Strecke und der zehn Kilometer entfernte Supermarkt gehören zum Leben ebenso dazu. Seit der Verabschiedung des neuen Gebäudeenergiegesetzes sind neue Sorgen hinzugekommen.

Von Vogelkonzerten und Martinshörnern

Im Havelland ein Häuschen zu besitzen, ist ein Traum vieler Berliner: Sie nehmen in Dörfern wie Kotzen oder Wassersuppe einen Zweitwohnsitz.

Ausgedehnte Touren durch das Havelland sind auf dem Rad oder in einem Cabrio ein Naturerlebnis. Schön haben es die Menschen hier!

Sie werden am Morgen durch Singvögel geweckt oder durch den krähenden Hahn. In Berlin ist übernimmt das die Müllabfuhr, das Martinshorn oder die S-Bahn, die am Schlafzimmer vorbeidonnert. Doch das Landleben ist keines, dass der Städter idealisieren sollte. Ja, die Landbevölkerung mag von der Sommerfrische und dem munteren Hahn am Morgen profitieren. Fakt ist aber auch, dass die Kosten für sie deutlicher gestiegen sind, als für den Städter. Ein Beispiel gefällig?

49-Euro-Ticket vs. Eigenheim in der Sommerfrische

Das 49-Euro-Ticket ist für Menschen, die in Berlin und im Speckgürtel leben, ein Gewinn. Der Regio fährt mindestens einmal pro Stunde nach Berlin, Busse haben nicht selten eine Taktung von zehn Minuten. Das kennt der Landbewohner nicht. Er ist auf das Auto angewiesen.

Dafür hat der er in der Regel ein Eigenheim.

Gekauft, gebaut, geerbt. Wer durch die verschlafenen Dörfer des Havellandes fährt, sieht nur sehr vereinzelt DDR-Plattenbauten oder Mehrfamilienhäuser. Das freistehende Einfamilienhaus dominiert das Bild: mit viel Nebengelass und einem Morgen Land. Mal mehr, mal weniger. Es gibt Häuser, die in der Zeit der DDR entstanden. Etliche wurden vor den Zweiten Weltkrieg gebaut. Es sind Familienheime, die von Generation zu Generation an die Kinder und Enkel weitergegeben wurden. Erinnerungen, Lebenswelten, Vergangenheit und Zukunft treffen sich in den Häusern. Doch nicht immer sind sie auf dem neuesten Stand. Die Nachwendebauten heben sich in ihrer Architektur von dem älteren Bestand ab. Doch auch sie entsprechen nicht mehr dem aktuellen Standard.

Die neue Heizung ist 30 Jahre alt

Mehr als 30 Jahre nach der Wende haben nahezu alle Häuser eine neue Heizung bekommen. Sie wird mit Gas oder Öl betrieben. Eine Errungenschaft für das DDR-Heim, im Sozialismus heizte der Bürger mit Kohle. Viele Häuser und Wohnungen hatten in jedem Zimmer einen Ofen. Nach der Arbeit gab es ein wenig Restwärme im Wohnzimmer. Kohlen mussten nachgelegt werden, mit etwas Glück war noch Glut in der Asche.

Eine Zentralheizung, in die Kohlen im Keller direkt in den Ofen geschippt wurden, galt als kleiner Luxus. Sie funktionierte mit einem Wasserkreislauf und angeschlossenen Heizkörpern in allen Zimmern. Dieses System machte die Umstellung auf Öl oder Gas einfach. Ein Hausbesitzer, der seine Öfen rausreißen musste, hatte mehr Aufwand und höhere Kosten. In jedem Fall war das Kohlenschippen beendet. Der Eigenheimbesitzer hatte in die Zukunft investiert. So dachte er es, in den 1990er-Jahren im Havelland und in den anderen Landkreisen, die auf dem Gebiet der Neuen Bundesländer geformt worden waren.

Die Ideologie eines Germanisten

Unser derzeitiger Wirtschaftsminister hat sein Studium der Germanistik und Philosophie mit einer Promotion abgeschlossen. Diese ist bis heute unangefochten. Bedeutet, dass Minister Habeck sie aller Wahrscheinlichkeit nach selbst geschrieben hat. Das erzeugt allein deshalb Achtung, weil das nicht jeder hinbekommt.

Vor etwas mehr als einem Jahrzehnt reichte ein beliebter Politiker sein Rücktrittsgesuch ein, weil er bei der Promotion geschummelt hatte.

Heute reicht es aus, das Ministeramt niederzulegen, um dann, nur wenige Monate später, die Hauptstadt als Bürgermeisterin zu regieren. Ohne Doktortitel, versteht sich, Frau Giffrey hat die Verfehlung eingestanden. Überhaupt ist eine Ausbildung heute für das Amt des Spitzenpolitikers nicht mehr so wichtig wie Zeiten von Adenauer, Schmidt oder Kohl. Doch Zeiten ändern sich.

Wenn ein Paar gemeinsam Bücher schreibt

Robert Habeck lernte seine Frau beim Studium kennen und verfasste mit ihr erfolgreiche Kinderbücher. So berichtet es Wikipedia. Gemeinsam mit dem Partner Bücher zu schreiben und einen Verlag zu finden: Das ist ein Weg, den sich viele Autoren wünschen. Wenn sich die Bücher dann noch gut verkaufen, ist das ein großer Erfolg.

Ein altes Sprichwort besagt, dass der Schuster bei seinen Leisten bleiben sollte. Wer Romane verfasst, hat eine Ideologie. Er Ideen im Kopf, schreibt sie in bildreicher Sprache auf und schafft es, die Menschen zu begeistern. Dabei sind diese Ideen nicht selten fernab der Realität angesiedelt.
Das berühmteste Werk des letzten Vierteljahrhunderts handelt von einem Zauberschüler. Ferner kann eine Story der Realität nicht sein. Aber genau das macht die Faszination des Romans aus: Das Eintauchen in eine andere Welt. Der aktuelle Zukunftsroman aus der Feder des Wirtschaftsministers hat ein angenehmes Thema: Das warme Zuhause.

So heizen wir uns in die Zukunft

Wir schreiben das Jahr 2028. Die Regionen im Havelland haben eine Wärmeplanung vorgelegt. Nun sind Öl und Gas als alleiniger Brennstoff für die Heizung verboten. Erneuerbare Energien müssen mit einem Anteil von mindestens 50 Prozent verwendet werden. Zur Auswahl stehen Holzpellets und die Wärmepumpe. Wasserstoffleitungen oder Biogas gibt im Havelland nicht.

Der Protagonist des Zukunftsromans muss in seinem 100 Jahre alten Eigenheim eine Wärmepumpe installieren. Das Haus ist nah an der Havel gebaut und hat aufgrund des hohen Grundwasserspiegels keinen Keller. Der Besitzer hatte das baufällige Nebengelass vor einigen Jahren entfernt. So ist die Heizung mit Holzpellets keine Alternative.

Das Häuschen besitzt weder eine Fußbodenheizung noch spezielle Heizkörper. Eine effektive Wärmedämmung ist aufgrund der Bauweise aus Anteilen an Lehm und Stroh nicht möglich. Der Verzicht auf die Dämmung spart Baukosten, aber er treibt die Heizkosten in die Höhe. Der Einbau einer Fußbodenheizung ist zu aufwändig. Alternativ müssen alle Rohre und Heizkörper ausgetauscht werden.

Hohe Strompreise

Auf dem Dach muss eine Solaranlage arbeiten, denn die Wärmepumpe läuft in dem nicht optimal gedämmten Haus im Dauerbetrieb mit Strom. Deutschland hat die höchsten Strompreise in Europa, ohne Solaranlage wäre der Betrieb der Wärmepumpe sehr kostspielig. Also wird der Strom selbst erzeugt. Nichts leichter als das, schließlich hat jedes Haus ein Dach. Damit die Wärme nicht aus demselben in den Himmel aufsteigt, kann der Bauherr es gleich mit erneuern. Für eine attraktive Fassade, neue Fenster und eine gedämmte Haustür wird das Budget ganz sicher auch noch reichen. 

Der Sanierungsaufwand für das Haus umfasst eine sechsstellige Summe. Die Förderung beträgt im Jahr 2028 nur noch 30 Prozent. Sie beschränkt sich auf die Heizung. Weitere 30 Prozent gibt es für Hausbesitzer mit geringem Einkommen. Doch wer im Havelland ein geringes Einkommen hat, bezieht in der Regel Mindestlohn. Mit diesem Lohn ist es ausgeschlossen, eine sechsstellige Kreditsumme für die Sanierung von der Bank zu erhalten. Förderkredite werden nicht gewährt, weil das Haus die Anforderungen an die Dämmung nicht erfüllen kann. Somit stellt sich die Frage, von welchem Geld der Besitzer des 100 Jahre alten Eigenheims im Havelland die Sanierung bezahlen soll

Schreiben wir den Zukunftsroman weiter

Vor der Tür des alten Häuschens im Havelland steht ein Auto, das Kraftstoff verbrennt. Auch dessen Tage sind gezählt. Die Bewohner des Havellandes sind auf ihr Auto angewiesen. Und so muss der Hausbesitzer den Kredit für die umfangreiche Sanierung abzahlen und zusätzlich in ein Elektroauto nebst Wallbox investieren. Die Kosten dürften im höheren fünfstelligen Bereich liegen. Nun liefert die Solaranlage nicht nur den Strom für die Wärmepumpe, sondern auch für das Elektroauto. Wenn der Blick auf den Kalender die Zeit der kurzen Tage einläutet, kauft der Havelländer Strom dazu. Zu den bereits genannten Höchstpreisen.

Die letzten Atomkraftwerke wurden in Deutschland im Jahre 2023 abgeschaltet. Nun kaufen wir teuren Atomstrom aus Frankreich ein. Fünf Windräder am Tag sollten gebaut werden, aber drei Monate nach der Aufsetzung des kühnen Plans fehlten bereits 450 Stück.

Was tun, wenn der Strom nicht ausreicht? Es ist ganz einfach: Der Staat rationiert. Er baut seinen Bürgern einen digitalen Stromzähler ein. Bei Verweigerern richten es Polizei und Schlüsseldienst. Der Staat stattet die Bürger mit einem Budget aus. Damit müssen sie haushalten. Wer es überschreitet, wird temporär abgeschaltet. Dann bleibt das Auto auf dem Parkplatz stehen. Das Lastenrad tut es doch auch. Oder die Füße. Sie laufen im Havelland zehn Kilometer zum nächsten Supermarkt und mit der Einkaufstasche wieder zurück. Vielleicht übernimmt der Bus eine Tour. Ansonsten ist die Großmutter auch bei Wind und Wetter zur Schule gelaufen. Kilometerweit!

Das neue Heizungsgesetz – Ideologie und Realität vermischen sich

Stellen Sie sich vor, Sie gehen morgens aus dem Haus und Hagrid kommt mit seinem Motorrad angeflogen. Sie werden von den Todessern umzingelt oder tausende Briefe flattern aus Ihrem Kamin. Ihre Tante entschwindet schreiend mit aufgeblasenen Pobacken in den Himmel. Würden Sie die Szenen in der Realität so lustig finden wie in den Harry-Potter-Filmen? Oder würden sie bei Ihnen doch eher Angst und Verwirrung auslösen? 

Der Autor des Zukunftsromans hat sich mit der Schöpfung einer emissionsfreien Welt etwas Spannendes ausgedacht. Das Werk würde vermutlich ganz oben auf der Bestsellerliste landen. 

Und nur da gehört es hin. 

Niemand möchte von Todessern umzingelt werden. Sie gehören in die Zauberwelt der J. K. Rowling. Und genau das gilt für das Heizungsmärchen: Lieber Herr Politiker mit Germanistik-Promotion, machen Sie einen Bestseller draus. Halten Sie Lesungen. Lassen Sie sich für Ihre geniale Story feiern. Vielleicht reicht es für den Literaturnobelpreis. Es wäre super, wenn er mal wieder einem deutschen Schriftsteller zuerkannt werden würde. Doch, bitte, lassen Sie Ihre Ideologie nicht auf die Menschen los. Ideologien gehören in den Roman, in die Zauberwelt unserer Köpfe. Doch sie gehören nicht in die Realität. 

Germanisten sind keine Politiker

Germanisten sind Geisteswissenschaftler. Sie werden gern belächelt, ihnen wird brotlose Kunst vorgeworfen. Er heißt, sie würden einen Job an der Supermarktkasse brauchen, um zu überleben. Das ist unfair, aber mit Recht kann behauptet werden, dass ein Germanist mit überschäumenden Visionen in der Politik nichts verloren hat. Es ist bedenklich, Ideologien auf die Bürger eines Staates zu projizieren, anstatt sie in der Zauberwelt des Romans zu belassen. Das Germanistikstudium bereitet auf eine politische Realität, die für 87 Mio. Menschen bindend ist, nicht vor.

Wenn das Häuschen im Havelland mit der Wärmepumpe überfordert ist

Kehren wir zurück in ins Havelland. In Orte wie Friesack, Roskow, Stölln oder Gutenpaaren. Überall stehen sie, die Häuschen, häufig noch eingeschlossen in grauem Putz. Vielleicht sind die Fenster erneuert. Die Haustür. Und aus dem alten Schornstein, dem früher der Rauch der verbrannten Kohlen entwich, lugt ein kleiner Kopf aus Metall hervor. Er bestätigt: Hier wurde eine moderne Heizung eingebaut. Mit Gas öder Öl betrieben. Der Stolz der 1990er-Jahre. Endlich keine Kohlen mehr schleppen oder in den Keller schippen. 

Nun soll sie verboten werden, die kleine Innovation, die einst so viel Erleichterung brachte.

Spätestens 2028 ist Schluss mit fossilen Brennstoffen als alleinige Heizungsart. Geht die Heizung dann kaputt, müssen Erneuerbare Energien her. Kostenvoranschläge von bis zu 150.000 EUR wabern durch das Internet. Auf die Frage, wer das bezahlen soll, wusste der Herr Minister zu antworten, dass es einen Fördertopf geben werde. Der nach Ansicht von Experten aber jetzt schon leer ist, weil er für andere Dinge verwendet wird. Wie viele der Häuser im Havelland, die bis heute noch ihren Anstrich aus der DDR tragen, werden kalt bleiben, in fünf oder in zehn Jahren?

Landstraße im Dorf Gortz im Havelland
Landstraße in Gortz/Havelland

Hoher Altersdurchschnitt, geringes Einkommen

Der Hausbesitzer, der in den 1990er-Jahren investiert hat, bezieht heute nicht selten eine kleine Rente. Das Einkommensniveau ist mit etwas mehr als 26.000 EUR durchschnittlichem Jahresverdienst niedrig, der Altersdurchschnitt hoch. Er steigt bis zum Jahre 2030 von heute 45 Jahren auf 52 Jahre an.

Junge Menschen wandern ab.

Sie gehen nach Berlin, nach Potsdam, nach München oder Hamburg. Zurück bleiben die Eltern und Großeltern. Sie haben ihr Leben im Havelland verbracht. Sie möchten in ihren goldenen Jahren den krähenden Hahn am Morgen nicht mehr durch das Martinshorn eintauschen, das sich auf der vierspurigen Straße einen Weg bahnt. Die Menschen haben kein Interesse an einem Teilverkauf ihrer Immobilie, mit dem sie sanieren könnten, dann aber für das Wohnen im eigenen Haus monatliche Zahlungen leisten müssen. Das Häuschen mit der Gasheizung war die Absicherung für die Rente. Keine Miete zahlen, ein sorgenfreier Ruhestand in der kleinen ruhigen Idylle. Wird er durch die Zauberwelt unserer Politiker zerstört?

Klimaneutralität ja, aber nicht auf Kosten der kleinen Eigenheime im Havelland

Selbstverständlich stehen die Dörfer an der Havel stellvertretend für jeden Ort in Deutschland, in dem Menschen leben, deren Häuschen mit der Gas- oder Ölheizung eine Art Rentenversicherung war. In dem Menschen leben, die keinen Kredit mehr bekommen, weil sie zu alt sind, krank, Schulden haben oder ein geringes Einkommen. Die kleinen grauen Häuser, in Westdeutschland sind sie häufig mit rotem Backstein verziert, stehen auch für Mieter, denen eine Kostensteigerung droht, weil Vermieter als Eigentümer von den Plänen betroffen sind.

Klimaschutz – ein Thema unserer Zeit

Der Klimawandel ist im Havelland längst angekommen. In den 1970er und 1980er Jahren war die Havel über Wochen zugefroren. Sehnsüchtig haben die Kinder auf die Freigabe der Eisfläche durch die Feuerwehr gewartet. Dann konnten sie ihre Pirouetten auf weißen Eiskunstlaufschuhen drehen, Eishockey spielen oder den Fluss, der bis zu einen Kilometer breit ist, auf den Schlittschuhen überqueren.

Auf dem Rodelberg sind die Kinder der 1980er-Jahre bis zu den Knien im Schnee versunken. 

Die Enkelkinder der Havelländer kennen den Schnee nur noch vom Urlaub in Bayern oder Österreich. Die zugefrorene Havel ist ein seltener Ausnahmezustand. Das Betreten der Eisfläche ist untersagt, sie ist zu dünn. Allein mit Blick auf die Zukunft unserer Nachkommen ist das Ja zum Klimaschutz gar keine Frage. Aber bitte nicht auf Kosten der kleinen Eigenheime im Havelland und in den vielen anderen deutschen Regionen.

Der winzige Fleck auf der Landkarte

Jedes Gramm eingesparte Emission bewirke etwas, ist immer wieder zu lesen. Das mag richtig sein. Doch Deutschland nimmt einen winzigen Fleck auf dieser Landkarte ein. Ist es wirklich so effektiv, dem Havelländer einen Zwangskredit aufzubrummen, während die Hälfte der Weltbevölkerung in China, Indien, Afrika und den USA mit Verbrennern durch die Gegend fährt und sich bei kritischen Nachfragen mit Ignoranz aus der Affäre zieht?

Es muss etwas passieren – aber nicht so!

Belassen wir es bei dem Zukunftsroman des Germanisten, der auszog, um Politiker zu werden. Betrachten wir ihn als Anreiz, unser Leben zu ändern. Wer sich eine Wärmepumpe leisten kann, wird sie allein wegen der gestiegenen Energiekosten einbauen lassen. Ganz ohne Zwang. Und so sparen wir Gramm für Gramm ein. Ohne ein Verbot, das so manchen Havelländer in seinem kleinen Häuschen in Angst und Verzweiflung treibt. 

Für den großen Wandel benötigen wir eine globale Lösung, wir schaffen das nicht allein.

Die nächste Generation steigt vielleicht ganz automatisch auf Elektromobilität um. Wer im Havelland ein neues Haus baut, setzt auf die Selbstversorgung mit Solarzelle und Wärmepumpe, weil es dafür interessante Förderungen gibt. Und weil es sich gut anfühlt, nicht mehr von einem Energieversorger abhängig zu sein. Anreize schaffen, überzeugen und unterstützen, das sollte die Politik. Nicht verbieten und Angst schüren.

Von der Romanideologie in die Realität

Der Herr Minister fährt mit seinem gepanzerten Dienstwagen – einem Verbrenner – 45 Kilometer, bis er von seinem Amtssitz in Berlin-Mitte das Havelland erreicht. Vielleicht sollte er sie einmal zurücklegen und mit den Menschen sprechen. Er kann auch in den Norden reisen, in die Uckermark oder in die Prignitz. In den Osten nach Spree-Neiße oder nach Lausitz-Oder-Spree. So heißen die Landkreise, im Flächenland Brandenburg. Die Mittelmark gibt es noch und Teltow Fläming. Alle sind der Hauptstadt nah, überall gibt es abgelegene Dörfer mit den Häuschen im Stil des 20. Jahrhunderts. Oder älter. Diese Häuser und die Sorgen der Menschen, die darin leben, sind eine Realität, von der wir uns wünschen, dass sich die Politik damit auseinandersetzt. 

Im Roman darf ein Germanist seine Ideen und seine Fantasien zu fesselnden Geschichten formen. In der Politik haben sie nichts zu suchen. Es hat einen Grund, dass Politik nicht zu den Geisteswissenschaften gezählt wird. Einen sehr guten Grund!


Sieben Fakten zum neuen Gebäudeenergiegesetz

  • Mit dem Inkrafttreten des neuen Gebäudeenergiegesetzes sind zunächst nur Neubaugebiete von den Regelungen betroffen.
  • Städte und Kommunen müssen bis spätestens zum Juli 2028 (Städte über 100.000 Einwohner bis Juli 2026) eine verbindliche Wärmeplanung vorlegen. Ist diese abgeschlossen, greift das Gesetz auch für Bestandsbauten
  • Defekte Heizungen dürfen repariert werden. Für mehr als 30 Jahre alte Heizungen gibt es eine Austauschpflicht, wenn der Eigentümer das Haus nach dem 1. Februar 2002 erworben hat (auch durch Erbschaft). Nach dem Inkrafttreten des GEG können somit auch funktionierende Heizungen betroffen sein. Das streitet die Politik ab
  • Die grundlegende Förderung für jeden Eigentümer beträgt 30 Prozent. Für einen Heizungstausch vor 2028 kommen weitere 30 Prozent hinzu. Nochmals 30 Prozent erhalten einkommensschwache Haushalte (maximal 40.000 EUR zu versteuerndes Jahreseinkommen). Die maximale Förderung ist auf 70 Prozent begrenzt. Die Kosten für den Heizungstausch sind bei 30.000 EUR gedeckelt. Somit liegt der Höchstfördersatz bei 21.000 EUR.
  • Städte und Kommunen dürfen im Rahmen der Wärmeplanung einen Anschlusszwang an die Fernwärme verhängen. Details regeln die Länder. Wer jetzt schnell umrüsten möchte, um die Maximalförderung zu erhalten, zahlt doppelt, wenn er vom Anschlusszwang betroffen ist
  • Die maximale Förderung von 70 % gibt es nur bis zum Jahre 2028. So lange dürfen sich kleinere Städte und Kommunen mit der Wärmeplanung Zeit lassen. Hausbesitzer, die jetzt die maximale Förderung in Anspruch nehmen möchten, gehen das Risiko ein, dass sie die neue Heizung wegen des Anschlusszwangs an die Fernwärme später wieder ausbauen müssen. Die doppelten Kosten tragen sie selbst
  • Es gibt bislang keine Stellungnahme seitens der Politik, wie Hausbesitzer die Vorgaben umsetzen sollen, wenn sie aufgrund ihres Alters, wegen eingeschränkter Bonität oder eines geringen Einkommens von der Bank keinen Kredit bekommen und die Kosten für den Heizungstausch nicht aus ihrem Ersparten zahlen können

Bildquelle © HarmvdB | pixabay


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