Hodenkrebs – es trifft die jungen Männer
Hodenkrebs ist die Erkrankung des jungen Mannes. Das durchschnittliche Alter der Betroffenen liegt zwischen 25 und 45 Jahren. Wird der Krebs nicht rechtzeitig erkannt, hat er bei der Diagnose bereits Metastasen gebildet. Dennoch sind die Prognosen auch bei fortgeschrittenen Erkrankungen gut. Die Fünf-Jahres-Überlebensrate liegt bei 97 Prozent. Erfahren Sie mehr über das Erkrankungsbild von Hodenkrebs.
Das Wichtigste in Kürze:
- Hodenkrebs macht sich durch Verhärtungen oder eine Größenzunahme des Hodens bemerkbar
- Der Krebs kann Metastasen in bilden (Lymphknoten, Lunge und Gehirn sind vorrangig betroffen)
- Die Behandlung erfolgt durch Operation und Chemotherapie
- Ein Seminom hat bessere Heilungschancen als das Nichtseminom
- Hodenkrebs spricht gut auf die Behandlung an, die Fünf-Jahres-Überlebensrate liegt bei 97 Prozent
2022 – vier Profi-Fußballer erkranken an Hodenkrebs
Im Alter zwischen 20 und 40 Jahren setzen sich viele Männer mit ihrem Körper oftmals nicht so intensiv auseinander. Es gibt nur wenige Vorsorgeuntersuchungen. Das Bewusstsein, schwer erkranken zu können, ist nur gering ausgeprägt. Das macht den Hodenkrebs so gefährlich: Wird er nicht rechtzeitig erkannt, bildet er Metastasen. Wie bei jeder Krebserkrankung sind die Behandlungsaussichten am besten, wenn er früh entdeckt wird.
Das Bewusstsein für die Erkrankung wurde durch traurige Meldungen aus dem Profi-Fußball geschärft: Allein im Jahre 2022 erkrankten vier Spieler aus der Fußball-Bundesliga an Hodenkrebs. Es stellt sich die Frage, ob der Sport die Erkrankung begünstiget. Dazu gibt es bislang keine belegbaren Fakten. Vielmehr sind die Ursachen für Hodenkrebs nicht bekannt. Es gibt aber Risikofaktoren:
- Hodenhochstand im Kindesalter
- Erkrankung von nahen Verwandten (Vater oder Bruder)
- Regelmäßige Veränderungen der Körpertemperatur (beispielsweise durch Leistungssport)
- Störungen der Fruchtbarkeit
- Tumor in einem Hoden erhöht Risiko einer Folgeerkrankung
Ob der Leistungssport und die damit einhergehenden Schwankungen der Körpertemperatur eine gesicherte Ursache für Hodenkrebs sind, ist derzeit Bestandteil verschiedener Untersuchungen.
Bewusstsein für die Erkrankung schärfen
Dass die betroffenen Fußballer mit ihrer Erkrankung offen umgehen, hat einen Vorteil: Der Sport hat zahlreiche männliche Fans in allen Altersgruppen. Fußball ist ein Volkssport. Anteilnahme und Solidarität sind hoch. Die Erkrankungen rufen vor allem jungen Männern ins Bewusstsein, dass es Krebserkrankungen im jungen Lebensalter gibt und dass es jeden treffen kann.
Eine klassische Vorsorge für die Früherkennung von Hodenkrebs gibt es nicht. Durch die Schärfung des Bewusstseins kann der Mann sich jedoch selbst untersuchen und die Krankheit in einem frühen Stadium entdecken.
Diagnose – Hodenkrebs früh erkennen
Früherkennung ist für alle Krebsarten ein wichtiger Faktor für die vollständige Heilung. Dies gilt auch für den Hodenkrebs. Da die Hoden außerhalb des Körpers liegen, ist es möglich, Veränderungen selbst zu erkennen. Kleine Verhärtungen lassen sich durch ein leichtes Befühlen der Hoden ertasten. Frauen lernen früh, ihre Brust auf Veränderungen zu untersuchen. Für Männer ist dies ebenso wichtig.
Die Zeit unter der Dusche oder in der Badewanne sollten Sie für die Früherkennung nutzen. Die Hoden werden von dem warmen Wasser umspült, sie liegen locker im Hodensack. Dies sind ideale Bedingungen für eine Tastuntersuchung. Nehmen Sie beide Hoden nacheinander in die Hand und tasten Sie diese von allen Seiten sanft ab. Es ist wichtig, dass Sie auf kleinste Veränderungen reagieren. Zuständig ist der Hausarzt oder der Urologe.
Diese Veränderungen können auf Hodenkrebs hinweisen
- Kleine Knoten, Verhärtungen oder Unebenheiten, die sich ertasten lassen
- Vergrößerung von einem oder beiden Hoden
- Anomalien der Hautoberfläche: Rötung, kleine Einblutungen oder Schwellungen
Wichtig zu wissen: Die beschriebenen Veränderungen haben in vielen Fällen harmlose oder gut behandelbare Ursachen. Die Krebserkrankung ist eine seltene Diagnose. Um Gewissheit zu bekommen, ist eine ärztliche Untersuchung notwendig. Sollten Sie Veränderungen bemerken, vereinbaren Sie einen Termin bei Ihrem Hausarzt oder bei einem Urologen.
Abklärung durch Ultraschall oder CT
Der Hausarzt oder der Urologe wird eine Ultraschalluntersuchung vornehmen. Frühformen von Hodenkrebs sind im Ultraschall sehr gut zu erkennen. Der Arzt ordnet eine Computertomografie an, wenn die Diagnose gesichert werden soll oder wenn ein Verdacht auf Metastasen vorliegt. Sollte dies der Fall sein, werden Sie vom Arzt gebeten, sich im Krankenhaus vorzustellen. Dort ist es möglich, innerhalb eines kurzen Zeitfensters eine gesicherte Diagnose zu stellen.
Seminom oder Nichtseminom
Es gibt zwei Formen von Hodenkrebs, die sich in ihrer Histologie unterscheiden. Sie werden als Seminom und Nichtseminom bezeichnet.
Seminome entwickeln sich aus den Spermatogonien. Diese werden auch als Ursamenzellen bezeichnet, da sie sich bereits im Mutterleib im Keimepithel der Hoden entwickeln.
Nichtseminome tragen diese Bezeichnung, weil sie sich nicht aus den Spermatogonien entwickeln. Es gibt verschiedene Untergruppen der Nichtseminome. Dazu zählen auch embryonale Tumore, die bereits im Mutterleib entstehen, weil Zellen vor ihre Reife entarten.
Beide Tumore werden mit Operation und Chemotherapie behandelt. Statistiken zufolge haben Seminome die günstigere Prognose, da sie besser auf die Behandlung ansprechen.
Therapie – eine Operation ist unvermeidlich
Die grundlegende Therapie bei Hodenkrebs ist die Operation. Bei den meisten Männern ist ein Hoden von dem Karzinom befallen. Der Hoden muss entfernt werden. Wenn der Krebs sehr früh erkannt wird, ist es in einigen Fällen möglich, nur das Karzinom zu entfernen und den gesunden Teil des Hodens zu erhalten. Hier kommt es auf die Größe und die Lage des Tumors an.
Die Operation wird unter Vollnarkose durchgeführt. Im Anschluss erfolgt eine etwa einwöchige stationäre Behandlung. Die meisten Männer erholen sich nach der Operation recht schnell. Hat der Hosenkrebs noch keine Metastasen gebildet, ist eine Chemotherapie nicht immer notwendig. Dies ist einer der Gründe, aus denen die Früherkennung so wichtig ist: Kann auf die Chemotherapie verzichtet werden, erholt sich der Patient in der Regel recht schnell.
Chemotherapie als zweite Säule der Therapie
Hodenkrebs ist in der Lage, recht schnell Metastasen zu bilden. Leider wird der Krebs häufig erst so spät diagnostiziert, dass schon Metastasen vorhanden sind. In diesem Falle ist eine Chemotherapie erforderlich. Es handelt sich um eine Standardtherapie, die seit den 1970er-Jahren Anwendung findet und die bei den meisten Patienten auch bei einer Metastasierung erfolgversprechend ist.
Lance Armstrong ist ein bekannter Patient, der nach einem Hodenkrebs mit fortgeschrittener Metastasierung genesen ist: Der Krebs hatte bereits in die Lymphknoten gestreut und sich über diesen Weg bis in die Lunge und das Gehirn ausgebreitet. Nach vier Zyklen Chemotherapie waren die Metastasen verschwunden. Armstrong konnte nach der überstanden Erkrankung in den Leistungssport zurückkehren
Hodenkrebs kann Metastasen in der Lunge und im Gehirn bilden. Diese sind nicht mit Krebszellen zu verwechseln, die sich im Gehirn entwickeln: Hirmtumoren haben eine wesentlich schlechtere Prognose. Bei der Metastase handelt es sich um einen Ableger, der die Zellen des Hodenkrebses in sich trägt. Diese sprechen in der Regel sehr gut auf die Chemotherapie an. So ist es möglich, dass auch Patienten mit fortgeschrittener Metastasierung eine gute Prognose erhalten und vollständig genesen können.
Zwei bis vier Zyklen Chemotherapie sind erforderlich
Abhängig von der Größe und der Art der Metastasierung werden zwei bis vier Zyklen Chemotherapie verabreicht. Die Behandlung erfolgt im Krankenhaus. Die Betreuung übernimmt ein Urologe. In der Regel kann der Patient wählen, ob er die Medikamente über einen Port oder über eine Vene verabreicht bekommen möchte. Das Einsetzen und Entfernen des Ports erfordert eine weitere Operation. Steht vor der Hoden-OP fest, dass eine Chemotherapie erforderlich ist, kann der Port während der Vollnarkose gesetzt werden.
Vor- und Nachteile des Ports
Der Port hat den Vorteil, dass die Venen geschont werden. Wer beim Blutabnehmen Schwierigkeiten hat, sollte sich für den Port entscheiden. Das Stechen der Nadeln für die Infusionen kann eine zusätzliche Belastung in der schwierigen Phase der Chemotherapie sein.
Der Nachteil liegt darin, dass nach dem Abschluss der Behandlung ein weiterer Eingriff für die Entfernung des Ports erforderlich ist. Der Patient behält im Schulterbereich eine deutlich sichtbare Narbe zurück
Ablauf eines Zyklus
Ein Zyklus erstreckt sich über einen Zeitraum von drei Wochen. Er umfasst sieben Gaben der Chemotherapie.
In der ersten Woche ist ein fünftägiger Krankenhausaufenthalt erforderlich. Während dieser fünf Tage werden laufend Infusionen verabreicht. In der Regel verbleibt der Patient von Montag bis Freitag im Krankenhaus und wird zum Wochenende nach Hause entlassen.
In der zweiten Woche wird der Patient nur am Montag im Krankenhaus aufgenommen. Er bekommt die Infusionen und kann am späten Nachmittag nach Hause entlassen werden. Den Rest der Woche kann er sich von der Behandlung erholen.
In der dritten Woche erfolgt die Aufnahme erneut am Montag. Nach der Verabreichung der Medikamente wird der Patient nach Hause entlassen und erholt sich eine weitere Woche. Am vierten Montag beginnt der zweite Zyklus mit einem fünftätigen Aufenthalt im Krankenhaus.
Nebenwirkungen der Chemotherapie
Die Chemotherapie kann bei Hodenkrebs starke Nebenwirkungen entwickeln. Lange Zeit haben sich die Männer stark übergeben. Dies konnte durch den Einsatz von modernen Medikamenten verbessert werden. Dennoch ist die Zeit für den Mann und seine Angehörigen eine große Herausforderung.
Zu den häufigsten Nebenwirkungen der Chemotherapie bei Hodenkrebs gehören:
- Haarausfall
- Gewichtsabnahme
- Appetitlosigkeit
- Körperliche Schwäche
Da Männer in der Regel in einem jungen Lebensalter erkranken, erholen sie sich nach dem Ende der Chemotherapie recht schnell. Sie nehmen wieder an Gewicht zu, die körperliche Stärke kehrt zurück, Haare und Bart wachsen wieder.
Die Zeit nach der Erkrankung
Nach dem Ende der Chemotherapie schließt sich eine Rehabilitation in Form einer Anschlussbehandlung an. Diese erfolgt in der Rehaklinik, die sich auf Patienten mit einer Krebserkrankung spezialisiert haben. Es gibt in Deutschland Kliniken, die junge Krebspatienten mit speziellen Programmen betreuen. Zu diesen gehört die Klinik in Bad Oexen. In der Regel beträgt der Klinikaufenthalt sechs Wochen.
Nach dem Abschluss der Anschlussbehandlung kehren die Patienten langsam in ihren Alltag zurück. Wie lange dieser Prozess dauert, ist individuell verschieden. Es gibt Patienten, die ein halbes Jahr nach der Erkrankung wieder voll leistungsfähig sind. Andere benötigen länger. Ein Jahr nach der Diagnose ist ein Großteil Patienten wieder arbeitsfähig.
Nachsorge nach Hodenkrebs
Die Nachsorge erfolgt zunächst in vierteljährlichen, später in halbjährlichen Abständen. Mithilfe von bildgebenden Verfahren wie Ultraschall, MRT oder CT wird geprüft, ob sich neue Metastasen gebildet haben oder ob der zweite Hoden befallen ist. Im ersten Jahr liegt die Rückfallquote bei mehr als 20 Prozent. Danach nimmt sie ab. Nach fünf Jahren gelten die Patienten als geheilt.
Hodenkrebs und Kinderwunsch
In der Regel ist nur ein Hoden von der Erkrankung betroffen. Nach der Entfernung werden Samenzellen in dem anderen Hoden produziert. Somit bleibt der Mann im Grundsatz zeugungsfähig.
Probleme kann die Chemotherapie bereiten. Die Medikamente greifen auch gesunde Zellen an. Dies kann die Zeugungsfähigkeiten so beeinträchtigen, dass Männer nach einer Hodenkrebserkrankung keine Kinder mehr zeugen können. In einigen Fällen lag bereits vorher eine nicht erkannte Zeugungsunfähigkeit vor. Diese ist eine der möglichen Ursachen für Hodenkrebs.
Einfrieren von Samenzellen vor der Operation
Vor der Operation können Samenzellen eingefroren werden. Diese werden entweder aus dem Ejakulat oder mithilfe einer Extraktion während der Operation gewonnen. Die Samenzellen stehen für viele Jahre zur Verfügung. Dies gibt jungen Männern die Möglichkeit, trotz ihrer schweren Erkrankung im jungen Lebensalter zu einem späteren Zeitpunkt Vater einer leiblichen Kindes zu werden.
Hodenkrebs – schwere Erkrankung mit günstiger Prognose
Hodenkrebs ist eine schwere Erkrankung, die Männer in einem jungen Lebensalter trifft. Nach Operation und Chemotherapie überleben 97 Prozent der Betroffenen die folgenden fünf Jahre. Nach Angaben des Robert-Koch-Instituts erkranken im Jahr etwa 4.000 Männer an Hodenkrebs. Dies entspricht einem Anteil von 1,6 Prozent. Trotz der niedrigen Werte ist Hodenkrebs die häufigste Krebserkrankung in dieser Lebensphase des Mannes.
Wird die Erkrankung rechtzeitig erkannt, beträgt die Überlebensrate knapp 100 Prozent. Schwere Metastasenbildung wirkt sich ungünstig auf den Verlauf aus. Das Seminom spricht etwas besser auf die Chemotherapie an als das Nichtseminom. Dennoch haben die meisten Männer die Chance, die Erkrankung gut zu überstehen und nach der Rehablitiaton in ein normales Leben zurückzukehren.
Den betroffenen Fußballern ist dies ebenso gelungen wie Lance Armstrong: Alle konnten nach der Erkrankung erfolgreich in den Leistungssport zurückkehren.
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