Politiker der Ampel: Wenn Fehler die Karriere beenden
Die Politiker der Ampel versinken nach drei Jahren und zweieinhalb Monaten in der Bedeutungslosigkeit: Olaf Scholz kehrt auf eine hintere Bank im Bundestag zurück. Robert Habeck will kein Amt mehr wahrnehmen, Annalena Baerbock begnügt sich mit ihrem Sitz im Bundestag. Christian Lindner erklärte noch am Wahlabend seinen Rückzug aus der Politik. Die erste Ampel in der Geschichte der Bundesrepublik ist krachend gescheitert. Schauen wir zurück, auf die wohl schlechteste Regierung, die Deutschland in 75 Jahren ihrer Geschichte hatte.

Krachend gescheitert: Die Lichter der Ampel sind erloschen
Am 8. Dezember 2021 trat die erste Ampelregierung in der Bundesrepublik Deutschland ihren Dienst an: Olaf Scholz von der SPD wurde als Bundeskanzler vereidigt. Robert Habeck von den Grünen übernahm das Amt des Vizekanzlers. Seine Parteikollegin Annalena Baerbock hob für die Vereidigung zur Außenministerin die Hand. Christian Lindner, Parteichef der FDP, bekam das Ressort der Finanzen.
Die Verhandlungen über den Koalitionsvertrag hatten sich in die Länge gezogen: Das Volk war bereits am 26. September an die Wahlurnen getreten. Der Streit um die große und kleine Kleinigkeiten dominierte bereits die Koalitionsverhandlungen. Dabei gab es eine Alternative: SPD und CDU hätten eine Mehrheit gehabt. Doch die SPD wollte die CDU nicht als Juniorpartner. Die ungeliebte GroKo, also die Große Koalition der beiden Wahlsieger, sollte nicht in umgekehrter Konstellation aufgefrischt werden. Ein Neustart war gewünscht.
Bruch der Koalition und Neuwahlen
Es wurde Neustart, der krachend scheiterte und die Legislaturperiode nicht überlebte. Die Ampel wird dem Bürger in erster Linie für ihren Streit in Erinnerung bleiben. Es ging bei den Koalitionsverhandlungen im Herbst 2021 los. Sie nahmen mehr als drei Monate Zeit in Anspruch. Der Zoff endete am 6. November 2024 mit dem Austritt der FDP aus der Regierung. Kanzler Scholz verlor seine Mehrheit. Er stellte am 16. Dezember 2024 die Vertrauensfrage, verlor auch diese und machte so den Weg für vorzeitige Neuwahlen frei. So wählten wir, statt am 28. September, bereits am 23. Februar 2024. Aus diesen Wahlen ging die CDU mit ihrem Kanzlerkandidaten Friedrich Merz als Sieger hervor. Für die führenden Politiker der Ampel bedeutete das Scheitern ihrer Koalition das vorläufige Ende ihrer politischen Karriere in der ersten Reihe.
Habeck und Lindner zogen sich freiwillig zurück, Scholz und Baerbock bleiben einfache Abgeordnete auf einer Hinterbank des Bundestages. Beide kandidierten für denselben Wahlkreis in Potsdam: Olaf Scholz gewann das Direktmandat, Annalena Baerbock zog über die Liste ihrer Partei ein. Die Politik der Ampel ist hinreichend diskutiert worden. Doch woran könnte das Scheitern der Spitzenpolitiker gelegen haben? Begeben wir uns einmal auf Spurensuche.
Olaf Scholz – der unsichtbare Kanzler
Helmut Schmidt war von 1976 bis 1982 Kanzler der Bundesrepublik Deutschland. Er ist der erste, den ich in Erinnerung habe. Für die Kanzlerschaft Willy Brandts war ich noch zu klein. Es folgten Kohl, Schröder und Merkel. Niemand dieser vier Regierungschefs war so unsichtbar wie Olaf Scholz. Und das lag beileibe nicht an seiner Körpergröße: Wir sahen Angela Merkel einmal in Natura, sie war auch nicht groß gewachsen. Ihr Erbe soll in diesem Artikel nicht zur Diskussion stehen, aber wenigstens war sie sichtbar, als Deutschlands Bundeskanzlerin.
Von Olaf Scholz bleibt die Mimik, sein Grinsen, mit dem er Krisen und Kritik einfach wegzauberte. Das Vergessen ist seit der Cum-Ex-Affäre eng mit ihm verbunden. Diese verfolgt ihn, seit der Oberbürgermeister in Hamburg gewesen war. Zu dieser Zeit fand dort auch der entglittene G7-Gipfel statt. Die Straßen in der Hansestadt brannten. Dennoch führte sein Weg nach Berlin, über das Finanzministerium zum Bundeskanzler. Dort wollte er eine Fortschrittskoalition führen.
Kanzler der selbsternannten Fortschrittskoalition
Der Normalbürger bekam von dem Fortschritt nicht ganz so viel mit. Das Leben wurde teurer, Wahlversprechen wie die Kindergrundsicherung oder der Bau von 400.000 neuen Wohnungen pro Jahr nicht eingehalten. Kurz nach dem Antritt der Fortschrittskoalition begann der Ukraine-Krieg. Dafür kann die deutsche Politik nichts. Aber mit einem unsichtbaren Kanzler, der von Wumsen und Doppelwumsen redete und dann doch wieder untertauchte, wurde es nicht leichter, die Probleme zu stemmen.
Kanzlerschaft benötigt ein gewisses Format. Ein staatsmännisches Auftreten wäre nicht schlecht gewesen. Beides fehlte dem kühlen Hanseaten. Dafür schwärmte er Im Wahlkampf von der Liebe zu seiner Frau, was ja sehr schön ist. Er wisse sich zu beschäftigen, wenn es mit einer zweiten Amtsperiode nicht klappen sollte. Bis zuletzt war er sicher, dass er Kanzler bleibt. Woher er diese Überzeugung bei Umfragewerten um 15 Prozent nahm, verriet er nicht.
Alternativ würde er sich mit der Arbeit für den Wahlkreis in seiner Wahlheimat Potsdam begnügen und kein Ministeramt unter einer CDU-geführten Regierung anstreben, erklärte er noch am Wahlabend. Genau das bleibt ihm nun: Ein Sitz im Bundestag als einfacher Parlamentarier.
Vom Regierungschef zum einfachen Abgeordneten
Helmut Kohl nahm nach der verlorenen Wahl im Jahre 1998 auf einer der hinteren Bänke im Parlament Platz, um für seinen Wahlkreis in Rheinland-Pfalz zu arbeiten. Wenigstens blieb er seiner Heimat treu. Ab und zu fing ihn die Kamera ein, die Mimik, mit der er an den Sitzungen teilnahm, zeigte, dass er sich seinen politischen Weg nach dem Ende der Kanzlerschaft anders vorgestellt hatte. Seine Nachfolger Gerhard Schröder und Angela Merkel schieden aus der Politik aus.
Wenn nach dem Höhenflug der Karriere kein Posten frei ist und zudem das Rentenalter erreicht wurde ist ein würdevoller Abschied vielleicht besser als die Arbeit für einen Wahlkreis. Noch dazu für einen in der Wahlheimat. Ich persönlich habe nicht verstanden, warum die Potsdamer Olaf Scholz nach dieser Legislaturperiode das Mandat übertragen haben. In der Stadt liegt einiges im Argen. Olaf Scholz hat während seiner Kanzlerschaft nicht bewiesen, dass er es richten kann.
Seine Unsichtbarkeit, das unzureichende persönliche Format und die fehlende Selbstkritik sind für das Ende seiner politischen Karriere in erster Reihe verantwortlich. Er habe alles richtig gemacht, betonte er bis zuletzt. Der Wähler sah das offenbar anders.
Christian Lindner – gescheitert an der Macht
Blicken wir zurück in das Jahr 2013: Das erste Mal in der Geschichte der Bundesrepublik scheiterte die FDP an der Fünf-Prozent-Hürde. Der glücklose Vorsitzende Philipp Rösler hatte das Amt erst zwei Jahre zuvor von Guido Westerwelle übernommen. Dieser trat zurück, weil die FDP in mehreren Landtagswahlen schlechte Ergebnisse erzielte. Mit dem damaligen Gesundheitsminister Philipp Rösler erhoffte man sich einen Neustart. Doch die Wähler schickten die FDP in die außerparlamentarische Opposition. Philipp Rösler zog sich aus der Politik zurück.
Christian Lindner übernahm. Mit nur 34 Jahren war er der jüngste Parteivorsitzende aller Zeiten. 2017 führte er die Partei zurück in den Bundestag. Er prägte den Begriff „Jamaika-Ende“, weil er aus den Koalitionsverhandlungen mit der CDU und den Grünen ausstieg. Zu groß waren die Differenzen und die Angst, vier Jahre später wieder an der Fünf-Prozent-Hürde zu scheitern. Angela Merkel ließ sich mit den Stimmen der SPD zur Kanzlerin wählen und führte in ihrer letzten Legislatur eine vor allem bei der SPD ungeliebte GroKo.
In den Fußstapfen von Philipp Rösler
Warum Christian Lindner bei den Koalitionsverhandlungen 2021 zur Bildung der Ampel nicht ein zweites Mal „nein“ sagte, beantwortet er vielleicht irgendwann einmal als politischer Privatmann in einer Talkshow, wenn er zu einer solchen denn eingeladen wird und die Einladung annimmt. So trug er die Politik der Ampel mit, zog den Schlussstrich viel zu spät und verspielte das Vertrauen der Wähler. Erschwerend kam vielleicht hinzu, dass sein Parteikollege Wissing das Amt des Verkehrsministers behalten wollte und aus der Partei austrat. Die FDP war nicht mehr glaubwürdig. Sie flog wie 2013 aus dem Bundestag.
Christian Lindner erklärte noch vor der Verkündung des Amtlichen Endergebnisses, dass er sich aus der Politik zurückziehen würde, wenn seine Partei nicht wieder in den Bundestag einzieht. Genau das tat er dann auch und trat somit in die Fußstapfen seines Vorgängers Philipp Röslers, der heute in der Schweiz lebt und nicht wieder in die Politik zurückkehrte.
Meine Meinung: Einer der besseren Politiker der Ampel
Für mich war Christian Lindner ein Politiker, der wenigstens etwas Format hatte. Gleiches gilt für Marco Buschmann, seinen Parteikollegen und Justizminister der Ampel bis zum Austritt der FDP im November 2024. Diesem war ein Streit um die Wirtschaftswende in Deutschland vorausgegangen. Doch schon vorher wurde immer wieder deutlich, dass sich die FDP in der Koalition nicht wohlfühlte. Vor allem die Grünen dominierten die Politik und traten sehr präsent auf. Dies war nicht zuletzt dem schwachen Kanzler geschuldet.
Lindner zog die Bremse, doch es war zu spät. Die Wähler verziehen ihm die Beteiligung an der Ampelregierung und das fehlende eigene Format der FDP nicht. Lindners Rückzug aus der Politik ist die logische Konsequenz des eigenen Scheiterns als Parteivorsitzender. Doch er ist – oder war – ein junger, fähiger Politiker, den Deutschland in schwierigen Zeiten gebraucht hätte.
Der schmale Grat
Der Grat zwischen einer erneuten Regierungsbeteiligung und dem Scheitern war noch am Wahlabend schmal: In den ersten Hochrechnungen hatte die FDP die erforderlichen fünf Prozent erreicht. Doch mit jeder Hochrechnung wurde der Abstand zur fünf kleiner. Letztlich reichte es nur für 4,5 Prozent.
Lindner scheiterte an seiner Beteiligung an der Ampel-Regierung. Er hätte es wie 2021 halten und aus den Koalitionsverhandlungen aussteigen müssen. Die FDP hatte mit der Scholz-SPD und den Grünen hinter Habeck und Baerbock zu wenig gemein.
Für Philipp Rösler begann nach dem Austritt aus der Politik ein neues Leben, unter anderem als Aufsichtsrat in verschiedenen Gremien und vietnamesischer Honorarkonsul in der Schweiz, wo er seit seinem Ausscheiden aus der Politik lebt. Christian Lindner wird mit Mitte 40 das erste Mal Vater. Auch er wird ein neues Leben beginnen. Ob er die Politik vermisst? Vielleicht! Zumindest war er mit ganzem Herzen dabei.
Robert Habeck: Der Vizekanzler aus dem Zukunftsroman
Wenn ich mich mit Robert Habeck beschäftigte, schwanke ich zwischen Bewunderung und Entsetzen. Dabei bezieht sich meine Bewunderung nicht auf seine Politik. Diese ruft Entsetzen hervor. Doch seine Kreativität und sein Einfallsreichtum suchen seinesgleichen. Seine Vision von der Zukunft ohne fossile Energien, in der alle Häuser mit einer Wärmepumpe beheizt werden und jeder Bürger ein E-Auto vor der Tür stehen hat, das er mit dem Strom aus der eigenen Solar-Energiequelle heizt, hätte das Zeug zum Literaturnobelpreis.
Problematisch wird es dann, wenn die Vision eines promovierten Philosophen und Germanisten auf die Bürger losgelassen wird. Von ihnen kann sich nicht jeder die teure Kombi aus Wärmepumpe, Solaranlage und E-Auto leisten. Wir leben in Zeiten, in denen in vielen Haushalten regelmäßig mehr Monat als Geld übrig ist. Zudem ist Deutschland das Land in Europa, in dem die wenigsten Menschen über Wohneigentum verfügen. Als Mieter ein E-Auto fahren? Schwierig, bei der derzeitigen Infrastruktur.
Bewundernswert war auch die Beharrlichkeit, mit der Robert Habeck seine Visionen verfolgte. Ähnlich wie sein Chef, Kanzler Scholz, war er von sich absolut überzeugt. Er ließ sich als Kanzlerkandidat seiner Partei aufstellen und betrieb im Pulli Wahlkampf am Küchentisch. Die Videos mit den Selbstgesprächen veröffentliche er auf sozialen Netzwerken. Genutzt hat es nichts. Wie alle Ampelparteien, ließen auch die Grünen Federn. Sie verloren mehr als drei Prozentpunkte. Somit erzielte Habeck ein schlechteres Ergebnis als seine Parteikollegin Annalena Baerbock, die Kanzlerkandidatin von 2021.
Halbleiter und das Weltall
In den Talkrunden vor der Wahl wirkte Robert Habeck, als wäre er gerade ganz woanders. Bezeichnend war seine Antwort auf die Frage, ob er bereit wäre, sich aus der Politik zurückzuziehen, um den Weg in seiner Partei für eine andere Führungsspitze frei zu machen. Hintergrund dieser Frage war, dass CSU-Chef Markus Söder im Vorfeld der Wahlen sagte, dass er mit diesen Grünen nicht zusammenarbeiten werde. Damit war unter anderem die Person Habeck gemeint. Als Antwort auf die direkten Konfrontation begann Robert Habeck von Halbleitern, Batterien und dem Weltall zu sprechen. Vielleicht hatte er sich wieder in seinem Zukunftsroman verloren. Der Vizekanzler regiert im Weltall, die Erde will ihn nicht mehr. Oder so ähnlich.
Siegessicher am Wahlabend
Der Wahlabend war spannend: Lange sah es so aus, als würden FDP und BSW in den Bundestag einziehen. Wenn nur eine der beiden Parteien dies geschafft hätte, wäre eine Regierung nur mit Beteiligung der Grünen mehrheitsfähig gewesen. Zur zweitplatzierten AfD gab es ja die Brandmauer. In der Elefantenrunde gab sich Habeck siegessicher. Ohne uns geht nichts. Doch ohne geht es doch: Die FDP verpasste den Einzug ins Parlament deutlich, das BSW knapp und Merz braucht die Grünen als Koalitionspartner nicht. Es bedeutete das vorläufige Ende der großen politischen Habeck-Bühne.
Gescheitert an seinen Visionen
Das Scheitern des Robert Habeck liegt auf der Hand: Er mag ein guter Autor von Büchern sein. Mit seiner Ehefrau, einer Autorin, hatte er in den Nuller Jahren recht erfolgreich Kinderbücher veröffentlicht. Als Umweltpolitiker in Schleswig-Holstein hatte er wohl ein gewisses Format. Als Politiker auf der großen Berliner Bühne ging dann gar nichts mehr.
Ich spreche aus eigener Erfahrung: Wir Germanisten haben viele Visionen, die uns im Kopf herum schwirren. Damit können wir die Massen begeistern, nämlich dann, wenn wir sie in eine Geschichte packen und so gut sind, dass sie uns aus den Händen gerissen wird. Manchmal schreiben wir auch für die Schublade, weil es schwierig ist, einen Verlag zu finden oder weil die Massen nicht auf die Story anspringen. Beides ist legitim, beides gehört zu unserem Beruf dazu.
Schwierig wird es, wenn wir unsere Visionen in der Position eines führenden Politikers auf die Massen loslassen wollen. Robert Habeck hat sein Heizungsgesetz durchgesetzt. Es verbreitete in weiteren Teilen der Bevölkerung Angst. Vermieter gaben offen zu Protokoll, dass sie sich die Modernisierungen nicht leisten können. Es war nichtmal klar, woher der ganze Strom für die vielen Wärmepumpen kommen und wer sie installieren sollte. Aber Robert hatte eine Vision.
Zurück auf die Hinterbank
Letztlich wurden ihm nicht seine Visionen zum Verhängnis, sondern das eifrige Bestreben, sie durchzusetzen: Robert Habeck erklärte einige Tage nach der Wahl, dass er künftig kein bedeutendes politisches Amt mehr anstrebe. Sein Direktmandat in seinem Wahlkreis Flensburg – immerhin seine Heimat, obwohl er lieber in Dänemark leben würde – verlor er. Aber die Landesliste rettet ihn ebenso wie seine Parteikollegin Baerbock: Auch er bleibt dem Bundestag auf einer Hinterbank erhalten.
Annalena Baerbock – Außenministerin mit überraschenden Aussagen
Einige Tage nach Robert Habeck verkündete auch Annalena Baerbock, dass sie kein höheres politisches Amt mehr anstrebe. Während Habeck eine Erklärung schuldig blieb, begründete Baerbock dies mit persönlichen Gründen. Dabei wäre sie so gern Außenministerin geblieben. Im Herbst 2024 wurde bekannt, dass ihre Ehe mit dem Vater ihrer beiden Töchter gescheitert wäre. Einige Medien bringen beides miteinander in einen Zusammenhang. Dass sie ihren Posten behalten und weiter durch die Welt reisen wollte, passt nicht dazu. Aber über das Privatleben von Frau Baerbock möchte ich nicht spekulieren.
Dass die Politikerin die große politische Bühne verlässt und lediglich als einfache Abgeordnete im Bundestag verbleibt, finde ich gut. Ich bin interessiert, an der Politik und am Zeitgeschehen. Doch, ich bitte die Fans der Politikerin um Entschuldung, wenn ich das so offen sage: Ich fand die Außenministerin Baerbock so unfassbar peinlich. Offenbar nicht nur ich: Es gab immer wieder Berichte, dass das Ausland uns gar nicht ernst nehmen würde.
Weißer Hosenanzug und verweigerter Handschlag
In China wurde sie von den Offiziellen gar nicht empfangen, in Syrien verweigerte man ihr den Handschlag. Das mag noch legitim sein, wenn man die Rolle der Frau kennt. Aber wie erklärt es sich, dass sie später aus den Videoreportagen entfernt wurde? Hatte man das mit einer Condolezza Rice oder einer Hilary Clinton, beides Ex-Außenministerinnen der USA, einst auch so gemacht?
Als ich diese Bilder sah, dachte ich, nein, so präsentiere ich mich nicht in einem Land, das in der Hand muslimischer Machthaber ist. Die High-Heels und der weiße Hosenanzug waren sowas von unpassend, gerade auf den Weg in die Gefängnisse, in denen die nach dem Putsch freigelassenen Flüchtlinge auf dem schmutzigen Boden leben mussten. Ein dezenteres Outfit hätte diesem Staatsbesuch gut zu Gesicht gestanden. Doch es gab noch ganz andere Dinge, die im Zusammenhang mit ihrem Ministeramt in Erinnerung bleiben werden.
Vier fragwürdige Aussagen einer Außenministerin
Vier Aussetzer der deutschen Außenministerin bleiben mit einem Kopfschütteln oder auch einem mitleidigen Schmunzeln in Erinnerung. Um ihre Ausbildung gab es während des Wahlkampfes im Jahre 2021 Kontroversen. In ihrer Biografie ist zu lesen, dass sie nach einem abgebrochenen Jura-Studium in Deutschland in London einen Master in Völkerrecht erreicht hat. Dies wurde aufgrund von Übergangsregelungen ohne Bachelor-Abschluss möglich. Schauen wir uns ihre Aussagen mit diesem Hintergrund doch einmal an.
Wir müssen die unterschiedlichen Methoden genau analysieren, weil es eben nicht ein Krieg ist, der wie im 19. Jahrhundert geführt wird, mit Panzern alleine.
Annalena Baerbock bei Markus Lanz
Panzer wurden erstmalig im Ersten Weltkrieg eingesetzt, und zwar im September 1916 von den Briten. Da hatten die Anhänger Napoleons seinen 95. Todestag bereits begangen: Er starb im Jahre 1821 auf St. Helena.
Heute ist der Moment, wo wir uns ehrlich fragen müssen: Was sind die Folgen für mein Land? Aber auch: Was sind die Folgen für mein Nachbarland oder ein Land, das Hunderttausende von Kilometern entfernt liegt?
Annalena Baerbock bei der UN-Klimakonferenz in Scharm-el-Scheich
Fragen wir doch mal einen Schüler der siebten oder achten Klasse. Wie lang ist der Äquator? Er ist 40.075,017 Kilometer lang und entspricht gleichzeitig dem Umfang der Erde.
Welches Land ist am weitesten von Deutschland entfernt und wie hoch ist die Entfernung? Es ist Neuseeland, die Entfernung beträgt 18.000 Kilometer.
Die Ukraine ist erst sicher, wenn sich Putin „um 360 Grad“ dreht.
Annalena Baerbock vor der Münchener Sicherheitskonferenz
Wie sollte es der Ukraine helfen, wenn sich Putin einmal im Kreis dreht? Gemeint ist wohl die 180-Grad-Wende, und auch die war zum Zeitpunkt der Aussage im Jahr 2023 weder zu erwarten noch hätte sie dem Volk in der Ukraine geholfen. Kann der Zuhörer von einer Außenministerin nicht grundsätzlich fokussierte Aussagen erwarten? Noch dazu, wenn sie auf einer der Weltbühnen spricht?
Wir kämpfen einen Krieg gegen Russland und nicht gegeneinander.
Annalena Baerbock vor dem Europarat
Mussten wir uns bei den ersten drei Aussagen vielleicht noch das Schmunzeln verkneifen, ist dieser Satz richtig ernst gewesen. Russland forderte eine Erklärung, die Aussage wurde als „unglücklicher Versprecher“ von zuständigen Agenturen verharmlost. Vielleicht hatten Deutschland und Europa Glück, dass Putin die immer elegant gekleidete deutsche Außenministerin auf ihrem Laufsteg nicht ganz so ernst nahm.
Gescheitert am falschen Amt
Es sind nicht nur die Versprecher und der nicht nur einmal unpassende Kleidungsstil, welche den Eindruck erwecken, dass Frau Baerbock auf dem Posten der Außenministerin nicht gut platziert war. Es gab kaum eine Rede, in die sie nicht irgendeinen Versprecher einbaute. Obwohl sie in London studierte, kam kein adäquates Englisch über ihre Lippen.
Im Bundestag mag sie eine gute Arbeit machen. Ansonsten soll ihrer Aussage nach das Privatleben wieder mehr in den Mittelpunkt rücken. Annalena Baerbock ist an ihrem Amt gescheitert. Eine Außenministerin muss nicht unbedingt fließend Englisch sprechen, Guido Westerwelle konnte es auch nicht und stand dazu. Aber ein staatsmännisches Auftreten und gute Reden sind ein Muss, wenn man ein Land, dazu noch kein Unbekanntes, auf der Weltbühne präsentieren möchte.
Vier Politiker, ein Fehler
Vier Spitzenpolitiker mussten im Jahre 2025, nach dem Scheitern der Ampel und der vorgezogenen Neuwahl, ihren Hut nehmen. Das Scheitern hat im Kleinen unterschiedliche Gründe. Im Großen eint sie aber ein einziger Fehler: Sie haben sich auf die Koalition der Ampel eingelassen und damit ihre politische Karriere ganz oder in einem Spitzenamt beendet.
Dies ist der dritte Beitrag meiner Trilogie „Deutschland nach der Ampel“. Hier kommst du zu den ersten beiden Artikeln:

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