Deutschland in der Krise: Wohin steuert unser Land?
Wir schreiben das Jahr 2025, Deutschland befindet sich in der Krise. Unser Land kämpft mit Rezension, Inflation und Migration. Der Krieg in der Ukraine und der Israel-Konflikt kommen hinzu. Die Politik ist zerstritten wie nie. Die Bürger leiden unter hohen Lebenshaltungskosten, steigenden Mieten und Wohnungsnot. Die Steuern sind Spitze in Europa, die Energiepreise ebenso. Die Politik hat unsere Atomkraftwerke abgeschaltet. Tausende Windräder drehen sich in Wäldern und auf Feldern, Solarparks wurden gebaut. Dennoch müssen wir Atomstrom aus Frankreich einkaufen. Wir bekommen die Migration nicht in den Griff und unsere Wirtschaft schrumpft. Eine neue Legislaturperiode beginnt nach einer vorgezogenen Neuwahl. Wohin segeln wir, in den nächsten vier Jahren?

Deutschland nach der Ampel
Die Ampel hat die Legislaturperiode nicht überstanden. Ein halbes Jahr vor ihrem Ende wählten die Deutschen eine neue Regierung. Der neue Kanzler wird Friedrich Merz heißen. Kann er Deutschland aus der Krise führen? Es wäre bitter notwendig: Sollte es noch eine Legislatur so weitergehen, ist fraglich, ob sich unser Land zeitnah erholt und wir das Leben leben können, das wir bis in die 2010er-Jahre gelebt und oft auch geliebt haben.
Meine persönliche Ampelbilanz
Es gibt unzählige Stimmen zur Arbeit der Ampel. Die negativen überwiegen. Wirtschaftsbosse kamen zu Wort, Inhaber von Unternehmen, aber auch Arbeitnehmer. Ich bin Freiberuflerin, mein Mann ist bei einem bekannten Lebensmittelproduzenten angestellt. An drei Standorten in Deutschland arbeiten mehrere tausend Mitarbeiter. Noch geht es dem Unternehmen gut. Doch 2025 bahnt sich eine Krise an: Die Energiekosten hatten keinen Einfluss, doch nun sind die Preise für Rohstoffe um das Vierfache gestiegen. Die Produkte werden teurer, die Kunden halten sich mit dem Einkauf zurück.
Ich möchte meine persönliche Ampelbilanz aus unserer Situation heraus ziehen. Meine Kenntnisse über wirtschaftliche Zusammenhänge entsprechen bestenfalls der Allgemeinbildung. Ich schaue auf unseren Alltag: Mein Mann und ich führen seit 1988 einen gemeinsamen Haushalt, wir haben erwachsene Kinder und wir leben in einem Eigenheim.
Seit 1990 zahlen wir mit harter Währung: Erst war es die D-Mark, seit 2002 ist es der Euro. Aus unserer Situation heraus kann ich sagen: Noch nie war das Leben so teuer. Zukunftsangst kennen wir im Grunde nicht, aber wir schauen mit einigen Bauchschmerzen auf unsere Rente. Ein wenig Zeit haben wir noch. Aber nicht so viel, dass wir ein großes Ruder herumreißen könnten.
Vier Dinge möchte ich aus unserem persönlichen Alltag aufzählen, die sich für uns geändert haben oder die uns beschäftigen. Und ich darf vorab spoilern: Nur ein Punkt ist positiv.
Inflation: Höherer Lohn, höhere Steuern, höhere Preise
Da ich freiberuflich tätig bin, kann ich nur die Situation meines Mannes beschreiben: Er arbeitet in einem tarifgebundenen Unternehmen. Die Gewerkschaft hat in den letzten drei Jahren spürbare Gehaltserhöhungen ausgehandelt. Das ist leider nur auf dem Papier erfreulich, denn wir haben deutlich weniger Kaufkraft. Mir ist bewusst, dass es viele Menschen gibt, die sämtliche Preissteigerungen mit dem Mindestlohn und ohne Erhöhungen von Lohn und Gehalt tragen müssen. Das stelle ich mir extrem schwierig vor. Aber ich wollte unsere Situation beschreiben.
Finanzamt frisst Lohnerhöhung
Durch die Tariferhöhungen ist unsere Steuerlast gestiegen. Das nennt sich kalte Progression. Die Regierung will sie seit Jahren abschaffen, was offenbar schwierig ist. Oder nicht gewollt. Der Steuersatz liegt für alle Einkommensbezieher zwischen zwölf und 42 Prozent. Je mehr wir alle verdienen, desto höher ist der Steuersatz.
Wenn er, wie bei meinem Mann, durch eine Tariferhöhung um einige Prozent ansteigt, kassiert das Finanzamt ein Sechstel ein. Krankenversicherung, Rentenversicherung, Arbeitslosenversicherung und Pflegeversicherung wurden ebenfalls teurer. Von einer Tariferhöhung bleibt nur etwas mehr als die Hälfte übrig. Somit kämpfen die Gewerkschaften nicht nur für ihre Arbeitnehmer, sondern auch für das Finanzamt und die Sozialkassen.
Die Mogelpackung von Milram
Es ist nichts Neues: Seit 2021 ist alles teurer geworden. Sprechen wir über den Frühlingsquark von Milram, den wir ziemlich gern mögen. Wir sitzen an einem Wochenende bei schönstem Sonnenschein auf unserem Boot und frühstücken. Wir entfernen den Deckel von dem Becher. Überraschung: Der Inhalt ist deutlich geschrumpft. Vorausgegangen war eine Preiserhöhung von 99 Cent auf 1,49 EUR. Wir haben 50 Prozent mehr Geld für zehn Prozent weniger Inhalt gezahlt.
Milram ist nicht der einzige Hersteller, der versucht, die Teuerung mit der Kombination Preissteigerung und Mogelpackung auszugleichen: Milka hat seine Preise nahezu verdoppelt. Die traditionelle 100-Gramm-Tafel wurde zusätzlich abgeschafft. Für 1,99 EUR bekommst du nur noch 87 Gramm Schokolade.
Kein Mensch braucht Milram und Milka, wirst du vielleicht sagen. Stimmt! Doch die Inflation zieht sich durch das gesamte Sortiment des Supermarkts. Bei der Fleischwerbung wird plötzlich nicht mehr der Kilopreis angezeigt, sondern die Preise für 600 oder 800 Gramm. Obst, Gemüse, Backwaren, Milchprodukte: Ein weiterer Teil der Tariferhöhung geht für Lebensmittel drauf.
Die Kosten für Energie und Kraftstoff haben sich verdoppelt
Wir haben in unserem Haus eine Gasheizung. Wasser und Strom zahlen wir direkt an den Energieversorger. Im Vergleich mit 2021 ist der Wasserpreis stabil geblieben. Die Kosten für Erdgas und Strom haben sich verdoppelt. In einem der Duelle der Kanzlerkandidaten sprach Olaf Scholz von einer Erholung und Stabilisierung der Preise. Die ist bei uns leider nicht angekommen: Mit der neuen Abrechnung für 2025 wird der Abschlag für Erdgas noch einmal 10 EUR teurer. Im Monat!
Schauen wir uns die Preise an der Tankstelle an. Das Foto habe ich am 23. April 2020 in Potsdam aufgenommen. Das war etwas mehr als anderthalb Jahre vor dem Antritt der Ampelregierung und knapp zwei Jahre vor dem Beginn des Ukraine-Kriegs. Die Kosten für einen Liter Kraftstoff sind um etwa 75 Prozent gestiegen: Wir zahlten zum Zeitpunkt der vorgezogenen Bundestagswahl etwa 1,65 EUR für einen Liter Diesel und und 1,75 EUR für einen Liter Super-Benzin.
Wir nutzen das Deutschlandticket häufiger als das Auto. Somit fallen die Kraftstoffkosten bei uns nicht so stark ins Gewicht. Aber die Energiekosten, die Preissteigerung bei den Lebensmitteln und die höheren Steuern und Abgaben haben die Tariferhöhung bei uns komplett aufgefressen. Wir haben nicht mehr, sondern eher weniger Geld in der Tasche.

Habecks Heizungsgesetz
Friedrich Merz will das Heizungsgesetz abschaffen. Das ist löblich, aber erstens müssen wir schauen, ob das Versprechen die Koalitionsvereinbarung übersteht, und zweitens ist es fraglich, ob uns das hilft: Ob wir 500 EUR im Monat für einen Kredit für die Heizungssanierung zahlen oder 500 EUR für Erdgas an Abschlag, ist Jacke wie Hose, wie der Berliner zu sagen pflegt.
Bei der Planung unserer Altersvorsorge sind wir davon ausgegangen, keine Miete zahlen zu müssen. Dass Kosten moderat steigen, ist ganz normal. Aber beim Erdgas sprechen wir über eine Steigerung um mehr als 100 Prozent, wenn wir entweder die EEG-Umlage oder die neue Heizung finanzieren müssen.
Habecks Heizungsgesetz würde uns zwingen, spätestens ab 2028 – wir leben in einer Kleinstadt – bei einem irreparabelen Defekt unserer Gasheizung ein Modell einzubauen, das zu mindestens 65 Prozent mit erneuerbaren Energien betrieben wird. Wir haben in unserer Kleinstadt weder Biogas noch Wasserstoff. Die Alternative heißt Wärmepumpe. Wir haben keine Fußbodenheizung und benötigen vermutlich neue Heizkörper. Die Kosten bewegen sich im mittleren fünfstelligen Bereich.
Möglicher Anschlusszwang an die Fernwärme
Doch mit dem Einbau der Wärmepumpe wäre das Problem nicht final gelöst: Die Stadt könnte uns zum Anschluss an die Fernwärme zwingen. Das ist in Brandenburg möglich. Etwa 500 Meter Luftlinie entfernt, gibt es ein Wohngebiet mit Fernheizung.
Habeck verteilte die Fördermittel zwar recht großzügig, aber es gibt sie nur bis 2028. Bis zu diesem Datum müssen Kleinstädte die Wärmeplanung vorlegen. Im gleichen Jahr läuft die Förderung aus. Der Haken? Der Wirtschaftsminister mit dem Doktor der Philosophie hat vergessen, die Bürger vor doppelten Kosten zu schützen. Bedeutet: Wenn wir jetzt eine Wärmepumpe einbauen würden, reißen wir sie im Falle des Anschlusszwangs wieder raus. Dann bekommen wir selbstverständlich keine Kostenerstattung für unsere Investition und zahlen noch einmal: Bis zu 30.000 EUR kann der Anschluss für die Fernwärme kosten.
Das Beste kommt zuletzt
Wir haben von einem einzigen Beschluss der Ampel profitiert: Es ist das Deutschlandticket. Wir leben im Speckgürtel von Berlin: So wird bei uns die Region bezeichnet, die sich innerhalb des Autobahnrings A10 befindet. Diese Voraussetzung erfüllen wir ganz knapp. Wir haben eine sehr gute Anbindung an den öffentlichen Nahverkehr. Das betrifft nicht nur die Verbindung nach Potsdam und Berlin, sondern auch die Mobilität innerhalb unserer Kleinstadt.
Vor der Einführung des Tickets zahlten wir etwa 115 EUR im Monat, um innerhalb Berlins und in eben jenem Speckgürtel mobil zu sein. Nun zahlen wir die Hälfte für Reisen quer durch Deutschland. Wir nutzen das Deutschlandticket sehr intensiv, in der warmen Jahreszeit auch mit unseren Fahrrädern.
Friedrich Merz ist kein Freund des Tickets. Er kommt aus einem 2.000-Seelen-Dorf im Hochsauerland, da können es die Menschen nicht nutzen, sagt er in einem der Kanzlerduelle. Ob die Landbevölkerung zu Recht oder Unrecht unzufrieden mit dem Geschenk an den Städter ist, habe ich in diesem Beitrag diskutiert. Das Ticket ist teuer, es belastet den Haushalt von Bund und Ländern, das steht außer Frage. Aber neben meiner Familie nutzen es 13 Millionen weitere Menschen in Deutschland. Die Länder mit Ausnahme von Bayern wollen es behalten. Um zu diskutieren, wofür die Regierung sonst so Geld hat, würde ich sehr gute Nerven benötigen.
Das persönliche Fazit meines Haushalts:
Hohe Steuern und Sozialversicherungsbeiträge, hohe Kosten für Energie und Kraftstoff, steigende Lebensmittelpreise und die Sorgen wegen des Heizungsgesetzes stehen auf der Ausgabenseite. Nur das Deutschlandticket bringt uns eine Ersparnis.
Seit 2015 geht es in Deutschland abwärts
Deutschland befand sich nicht erst seit dem Herbst 2024 in einer Krise. Wirtschaft, Inflation und Migration sorgten während der gesamten Legislatur für Streit und führten letztlich zu dessen vorzeitigem Ende. Doch es begann schon viel früher.
- 2015 leitete Angela Merkel mit der Öffnung der Grenzen und ihrem optimistischen Ausspruch „Wir schaffen das“ die Migrationskrise ein
- 2020 begann die Coronapandemie mit Beschränkungen der persönlichen Freiheit und der Wirtschaft, die im Nachhinein eine Aufarbeitung erforderten
- 2022 brach der Ukraine-Krieg mit darauf folgenden wirtschaftlichen Sanktionen gegen Russland aus, die das Leben der Bürger in Deutschland massiv verteuerten
Die Ampelregierung redete sich gern heraus. Sie verwies auf die Kanzlerschaft von Angela Merkel, die die Krise vorbereitet hätte, und auf die Weltlage, die ausgesprochen schwierig wäre. Das ist sie tatsächlich, doch viele Bürger, ich schließe mich ihnen an, haben nicht verstanden …
- … warum die letzten drei Atomkraftwerke abgeschaltet wurden
- … warum Sanktionen gegen Russland verhängt werden, die primär das eigene Volk treffen
- … warum die Regierung auf einen teuren Klimaschutz-Alleingang setzt, obwohl die wirtschaftliche Lage per se schwierig ist
Noch nie gab es so viele Pleiten und Insolvenzen von kleinen und großen Unternehmen. Die Wohnungsnot ist schlimm: Unsere Kleinstadt hat eine sehr attraktive Lage, was zu einem massiven Zuzug in den letzten 20 Jahren führte. In der Folge können junge Leute in die Platte ziehen, wenn sie dort eine günstige Wohnung bekommen, oder sie verlassen ihre Heimatstadt.
Die Ampel wollte 400.000 neue, klimagerechte und bezahlbare Wohnungen bauen. Pro Jahr. Das Ziel konnte nicht eingehalten werden.
Leben wir gut und gerne in Deutschland?
Im Wahlkampf 2017 versprach die damalige Bundeskanzlerin und Kanzlerkandidatin Angela Merkel ein „Deutschland, in dem wir gut und gerne leben“. Natürlich haben wir nach wie vor einen Wohlstand, den die Bürger anderer Länder nicht genießen dürfen. Doch wenn ich unsere heutige Situation mit der Zeit vor 2015 vergleiche, sind fünf Sorgen hinzugekommen.
- Kann der Betrieb meines Mannes die energieintensive Lebensmittelproduktion ohne Einschränkungen bis zu seinem Renteneintritt in einigen Jahren aufrecht erhalten?
- Unser Eigenheim sollte einen Teil unserer Rente sichern, weil wir keine Miete zahlen. Geht die Rechnung noch auf?
- Werden uns die Kosten für Heizung und Kraftstoff mit der neuen EEG-Umlage ab 2027 über den Kopf wachsen?
- Kann mein Mann nach 45 Arbeitsjahren mit 65 Jahren ohne Abschläge in Rente gehen oder muss er seinen Job im Dreischichtsystem noch länger ausüben?
- Werden wir in unserem Land den Frieden erhalten können?
Ich bin in der DDR erwachsen geworden. An die Aufrüstung im Kalten Krieg kann ich mich gut erinnern. Hier eine Pershing II, da eine Cruise Missliles. In einem Wäldchen in meinem zweiten Heimatort nahe Schwerin waren Atomraketen stationiert. Doch einen Krieg hat meine Generation nicht erlebt. Meine Eltern waren noch klein, als der Zweite Weltkrieg endete. Mein Vater hatte einige Erinnerungen, meine Mutter gar keine. Ich möchte ehrlich sein: Dass ich mich mit dieser Angst in meinem Leben einmal auseinandersetzen muss, hätte ich nicht gedacht. Ich war überzeugt, dass die Politik aus den beiden großen Kriegen des 20. Jahrhunderts gelernt hätte.
Fassen wir zusammen: Seit 2015 ist das Leben an jeder Ecke teurer geworden. Die Weltlage ist unsicher, die Lage im Land auch: Während die Ampel regierte, erschütterten allein den zwölf Monaten vor der Neuwahl vier Attentate mit Todesfolge die Bürger. Alle wurden durch die Hand von Asylbewerbern verübt. Konsequenzen oder Gesetzesänderungen? Fehlanzeige. Es gab nur Worte des Entsetzens. Die Zukunft ist unsicher, die Rente ist es auch, und die Weltlage bereitet Angst. Ich meine, es ist kein Deutschland, in dem wir gut und gerne leben.
Die Stimmung im Land
Die Stimmung im Land ist seit der Coronapandemie gespalten. Damals gab es die Geimpften und die Umgeimpften. Heute gibt es den Mainstream und die braune Schublade. Ein Aufschrei ging durch Politik und Medien, als der frisch vereidigte US-Vizepräsident J.D. Vance im Februar 2025 behauptete, dass wir keine Meinungsfreiheit hätten. Nun ja: Wer sich ihm anschloss, wurde streng beäugt. Und so ist es bei vielen Themen, die unbequem sind: Die Medien, allen voran die öffentlich-rechtlichen, geben zusammen mit BILD, FAZ und Co ein Meinungsbild vor. Die Bürger sitzen sich in zwei Lagern gegenüber: Wer mit der Mainstream-Meinung konform geht, darf laut sprechen. Wer dagegen ist, sollte leiser reden. Ganz laut haben sich die Meinungsmacher über die Aussage von Vance beschwert. Die Leisen waren seiner Meinung.
Demonstrationen gegen Rechts
Das Volk geht auf die Straße. Für höhere Löhne und gegen rechts. Dann gibt es noch politische Demos, in denen sich Palistinenser und Israelis in Berlin und anderen Städten gegenüber stehen oder in denen Menschen gegen den Krieg in der Ukraine protestieren. Proteste gegen die Ampel gab es nicht.
In unserer Kleinstadt sind die „Omas gegen rechts“ sehr präsent. Die Damen protestierten am Samstag vor der vorgezogenen Bundestagswahl vor unserem kleinen Einkaufszentrum. Zur Stoßzeit um 12 Uhr blockierten sie den Eingang, sodass die Menschen mit ihren Einkaufswagen weder rein- noch rauskamen. Die Omas forderten die Wahl einer demokratischen Partei und sprachen die Bürger direkt an.
Es bildete sich rasch ein Einkaufswagen-Stau. Die Kunden wurden gezwungen, sich die „Ode an die Freude“ anzuhören, etwas schief gesungen. Alle Menschen werden Brüder, heißt es in der Komposition. Ob es Beethoven gutheißen würde, wenn sein Werk verwendet wird, um Bürger an ihrem Wochenendeinkauf zu hindern, lasse ich offen. Bilde dir gern selbst eine Meinung!
Kritik an der Regierung
Jeder von uns lebt in seiner Blase. In dieser fühlt er sich verstanden und aufgehoben. Auch ich gehöre dazu. Vielleicht ist es Zufall, vielleicht suchen wir uns bewusst die Menschen aus, mit denen wir gut harmonieren. In meiner Blase gibt es durchgehend Kritik an der Politik der Regierung. Über Generationen und Bildungsschichten hinweg.
Gern würde ich einmal eine Diskussion mit Menschen führen, die mit der Regierung zufrieden sind. Aber leider kenne ich persönlich niemanden. Ich bin aber auch nicht politisch aktiv und möchte es keinesfalls werden.
Ausblick auf 2029
Was erwartet uns, bis zur nächsten Wahl 2029? Ich verspreche, dass ich den Artikel zu gegebener Zeit ergänzen werde. Dann wandert er gemeinsam mit seinen beiden Mitstreitern in die Kategorie „damals“. Vielleicht möchte sich die jüngere Generation in zehn Jahren informieren, warum ihre Eltern gemeckert und vielleicht sogar die AfD gewählt haben. 20,8 Prozent hat die Partei bei der vorgezogenen Bundestagswahl geholt: Mehr als ein Fünftel der Stimmen. Der gesamte Osten ist blau, dieses Ergebnis gab es bei der Europawahl einige Monate zuvor schon einmal.
Ich kann dafür garantieren, dass der Osten keineswegs geschlossen rechtsradikal ist. Sicher gibt es rechtes Gedankengut in diesen oder jenen Köpfen. Das gibt es hüben wie drüben. Hier wollen die meisten Menschen Veränderung. Sie wollen Sicherheit, günstige Mieten, stabile Energiepreise. Sie wollen Jobsicherheit, über dem Mindestlohn verdienen und vielleicht sogar einmal im Jahr an die Ostsee fahren. Ob sie all das bekommen, bleibt abzuwarten. Was sie nicht erwarten dürfen, ist, dass die Partei, die im Osten die Wahl gewonnen und im offiziellen amtlichen Endergebnis den zweiten Platz belegt hat, an der Regierung beteiligt wird. Vom Wählerwillen sprach niemand mehr, am Wahlabend. Warum wohl?
Wenn der Wähler wieder enttäuscht wird
Ich wage einmal einen Blick in die Glaskugel: Sollte es weitere vier Jahre so weitergehen, wird die Anzahl der enttäuschten Wähler und der Protestwähler weiter steigen. Das habe ich mir nicht ausgedacht: Es ist die Spreche der AfD, aber es ist auch die Meinung von Journalisten und Politikwissenschaftlern. Ein Kanzler Merz muss liefern, dann kehren die Wähler zu den Altparteien zurück. Ein „Weiter so“ wird abgestraft werden. Heute ist es „nur“ eine Sperrminorität von AfD und Linken. 2029 könnten beide die absolute Mehrheit holen. Und dann?
Unser Urlaub an der Côte d’Azur
Ich habe mich nicht im Thema geirrt: Auch dieser letzte Abschnitt gehört zu dem Artikel über Deutschland nach der Ampel. Im Jahre 2019 verbrachten wir einen traumhaften Campingurlaub in Frejus, einem kleinen Ort an der Côte d’Azur zwischen Nizza und Saint Tropez. Wir waren das erste Mal dort und wollten wiederkommen. Die Erinnerungen an diesen Urlaub sind so intensiv, weil es sich heute anfühlt, als wäre ein Lebensabschnitt zu Ende gegangen: Ein paar Monate später begann die Pandemie, es folgten die anderen, bereits beschriebenen Ereignisse.
Wir hätten dieses Leben von 2019 gern wieder. Es war im Vergleich zu heute irgendwie leichter, unbeschwerter, es war günstiger und sicherer. Wie lange es wohl dauern wird, bis diese Zeit zu uns zurückkehrt? Vier Jahre? Zehn oder 20? Kleine Veränderungen in die Richtung des Südfrankreich-Urlaubs würden uns schon ausreichen. Ob Friedrich Merz der richtige Wegweiser ist? Das kann heute nichtmal der Blick in die Glaskugel beantworten.

Dies ist der erste Beitrag meiner Trilogie „Deutschland nach der Ampel“. Hier liest du die beiden anderen Artikel:
- Die vorgezogene Bundestagswahl 2025: Neustart oder weiter so?
- Politiker der Ampel: Wenn Fehler die Karriere beenden

Beitragsbild © valentinsan | pixabay