GEZ abschaffen? – Warum der Rundfunkbeitrag umstritten bleibt
Sollte die Politik den Rundfunkbeitrag abschaffen oder nicht? Viele Menschen in Deutschland sind mit der Zahlung der Zwangsgebühren nicht mehr einverstanden. Die Kritiken gleichen sich: Der Informationsauftrag hat sich in Zeiten der Medienvielfalt überholt. Das Angebot ist zu teuer, zu schlecht und es spricht nicht alle Zielgruppen an. Die Berichterstattung ist nicht unabhängig, sondern sehr einseitig. Und das lineare Fernsehen hat sich in Zeiten der Digitalisierung überholt: Tatsächlich ist es überwiegend die ältere Generation, die sich noch an die klassischen Fernsehzeiten hält. Jüngere streamen, schauen zeitversetzt oder verzichten komplett und stellen sich ihr Programm selbst zusammen. Es stellt sich die Frage, ob der öffentlich-rechtliche Rundfunk noch zeitgemäß ist oder in ein privates Angebot umgewandelt werden sollte. In meinem Artikel versuche eine kritische Auseinandersetzung mit dem Thema und ich stelle Fragen, die mich persönlich beschäftigen.

Eine kleine Geschichte des Rundfunkbeitrags
Der Rundfunkbeitrag gibt es seit mehr als 100 Jahren: Er wurde 1923 eingeführt. Wer ein Radio besaß, benötigte eine Empfangslizenz. Diese kostete eine monatliche Gebühr von zwei Reichmark. Im November wurde die Gebühr zunächst in der Hauptstadt Berlin erhoben, später im gesamten Reich. Es handelte sich faktisch um ein Abonnement für den Radioempfang. Wer ein Gerät hatte, musste die Gebühr zahlen. Das ist der große Unterschied zu heute: Den modernen Rundfunkbeitrag zahlt jeder Haushalt, und zwar unabhängig davon, ob er überhaupt einen Fernseher oder ein Radio besitzt.
Unabhängiges und staatsfernes Informationsangebot
Die Finanzierung sollte durch die Allgemeinheit und nicht durch Werbung erfolgen. Die Politik verband damit einen Auftrag: Die Informationen mussten unabhängig sein und sie durften von niemandem gesteuert werden: Weder vom Staat noch von einem Werbeträger, der sich die Vertretung seiner Interessen versprach.
Seit dem 5. Juni 1950 sendet der öffentlich-rechtliche Rundfunk: An diesem Tag ging die ARD auf Sendung. Das ZDF folgte erst im Jahre 1963. Auch das Deutschlandradio zählt dazu. Zur Finanzierung des Angebots wurde die Rundfunkgebühr wieder ins Leben gerufen.
Für ein Radio fielen 2 DM im Monat an, der Fernseher kostete 5 DM. Zahlen musste nur, wer tatsächlich ein Gerät besaß. In den Anfangsjahren unterschieden sich die Beiträge in den einzelnen Bundesländern. Die Gebühren sind auf den ersten Blick sehr günstig. Allerdings musst du berücksichtigen, dass das Durchschnittseinkommen im Jahre 1950 bei etwa 300 DM im Monat lag.
Die Zahlung erfolgte, wie in den 1920er-Jahren eingeführt, pro Gerät. Wer keinen Radio oder keinen Fernseher besaß, musste auch keine Rundfunkgebühr bezahlen.
Exkurs: Rundfunkgebühr in der DDR
Auch in der DDR gab es ab den 1950er-Jahren eine Rundfunkgebühr. Der Radioempfang kostete 2,50 Mark im Monat. Wer einen Fernseher besaß, zahlte etwas mehr. Jedes Gerät musste bei der Post oder der Kommune angemeldet werden. Die Gebühren fielen nur an, wenn die entsprechenden Geräte tatsächlich vorhanden waren. Wer schwarz schaute und erwischt wurde, musste eine Geldstrafe zahlen.
Der große Unterschied zum Rundfunkbeitrag in der BRD lag darin, dass der DDR-Rundfunk staatlich gesteuert war. Er diente der Verbreitung von Ideologien. Dies wurde in den Nachrichten der Aktuellen Kamera und in Sendungen wie „Der schwarze Kanal“ besonders deutlich.
Seit 1976 gibt es die GEZ
Die Gebühreneinzugszentrale, abgekürzt GEZ, verwaltet die Finanzen des öffentlich-rechtlichen Rundfunks seit 1976. Bis zum Jahre 2013 hast du dein Radio, den Fernseher oder beide Geräte aktiv angemeldet. Bei einem Umzug forderte dich die GEZ auf, eine Meldung abzugeben, ob du Radio und Fernsehen nutzt. Wenn du keine Anmeldung vorgenommen oder nur das günstige Radio angegeben hattest, konntest du per Zufallsgenerator für eine Stichprobe ausgewählt werden. Wurdest du beim Schwarzsehen erwischt, galt dies als Ordnungswidrigkeit. Die offenen Gebühren musstest du nachzahlen. Schon zu jener Zeit war die GEZ nicht besonders beliebt, zumal die Methoden der Gebühreneintreibung durch Inkassoinstitute als umstritten galten.
Aus der GEZ-Gebühr wird der Rundfunkbeitrag
Ab den 1990er-Jahren hielt die Digitalisierung Einzug in die deutschen Haushalte. Zur Jahrtausendwende konnten die ersten privaten Kunden in Ballungsgebieten einen schnellen DSL-Internetanschluss bekommen. Dadurch änderte sich die Vielfalt der Information: Das Internet nahm immer mehr Raum ein. Seit 2005 gibt es YouTube, Netflix folgte als Streamingdienst im Jahre 2007.
Im Jahre 2001 stellte das ZDF als erster Fernsehsender eine Mediathek bereit. 2007 folgte RTL. Parallel dazu gab es ein immer größeres Angebot an Informationen durch digitale Tageszeitungen, aber auch durch Blogs und andere unabhängige Medien. Die Informationsvielfalt wurde größer. Sie drängte das lineare Fernsehen immer stärker zurück.
Jeder Haushalt zahlt
Das öffentlich-rechtliche Fernsehen reagierte darauf auf eine Weise, die bis heute Gegenstand heftiger Kritik ist: Aus der GEZ-Gebühr wurde ein Rundfunkbeitrag, den jeder Haushalt zahlen muss. Und zwar unabhängig davon, ob ein Radio oder ein Fernsehgerät genutzt wird. Die Begründung: Alle Inhalte sind über verschiedene Geräte abrufbar. Dazu zählen nun auch Computer, Tablets und Smartphones.
Zahlen muss auch, wer die Inhalte zu keinem Zeitpunkt nutzt. Das ist ein wesentlicher Kritikpunkt: Es handelt sich um eine Zwangsgebühr, die jedem Bürger vom Staat auferlegt wird. Wer nicht zahlt, kann im Rahmen eines Bußgeldverfahrens verfolgt werden und sogar im Gefängnis landen. Das ist Georg Thiel im Jahre 2021 passiert: Er verweigerte die Zahlung des Rundfunkbeitrages, weil er die Inhalte nicht nutzte und weder ein Radio noch einen Fernseher besaß. Zum Zwecke der Feststellung seiner Liquidität sollte er eine Vermögensauskunft abgeben. Auch das verweigerte er. Die GEZ veranlasste eine Erzwingungshaft. Nach 161 Tagen kam Georg Thiel frei: Nicht weil er zahlte, sondern weil die Erzwingungshaft nicht länger andauern darf. Dies ist einer von mehreren Fällen, die in den vergangenen Jahren Schlagzeilen machten.
2025 sollte der Rundfunkbeitrag erhöht werden
Wellen schlagen auch die Erhöhungen, die von den Sendeanstalten beantragt werden können. Sie legen ihren Bedarf dar, der Bürger soll ihn finanzieren. Zum Start betrug der monatliche Beitrag 17,98 EUR. Seit August 2021 sind es 18,36 EUR. Etwa 47 Millionen Haushalte gibt es in Deutschland: Der Betrag wird einmal fällig, unabhängig davon, wie viele Personen zusammen leben und wie alt sie sind. So müssen erwachsene Kinder, die bei ihren Eltern leben, nicht extra zahlen. Auch in einer Wohngemeinschaft fällt der Betrag nur einmal an. Dennoch kam im Jahre 2023 ein Betrag von 9 Milliarden Euro zusammen.
Das ist den Rundfunkanstalten nicht genug: Sie meldeten für das Jahr 2025 eine Erhöhung an. Sie soll pro Haushalt 58 Cent betragen, sodass sich der Beitrag auf 18,94 EUR im Monat erhöht. Das wären Mehreinnahmen von etwa 285 Millionen Euro im Jahr.
Die Erhöhung muss laut Rundfunkstaatsvertrag von allen Bundesländern einstimmig beschlossen werden. Doch Bayern, Brandenburg, Mecklenburg-Vorpommern, Niedersachsen, Nordrhein-Westfalen und Sachsen-Anhalt lehnten mit der Begründung ab, dass die Ministerpräsidentenkonferenz die Erhöhung nicht genehmigt hätte. Eine Neuregelung zur Finanzierung ist ab dem Jahre 2027 geplant. Die Sendeanstalten des öffentlich-rechtlichen Rundfunks haben Verfassungsbeschwerde eingelegt. Der Ausgang ist derzeit noch offen.
Warum der öffentlich-rechtliche Rundfunk in der Kritik steht
Etwa 30 Prozent der Kosten fallen auf das Personal. Die hohen Verdienste sind einer von vielen Kritikpunkten am öffentlich-rechtlichen Rundfunk. Aber auch die Inhalte sind für viele Menschen nicht mehr zeitgemäß. Die unabhängige Berichterstattung wird ebenso infrage gestellt wie das Unterhaltungsprogramm, das nicht alle Zielgruppen im Blick hat. Zudem haben die öffentlich-rechtlichen Sender in den letzten Jahren die Rechte für große Sportveranstaltungen wie Olympia oder die Fußball-WM verloren. Schauen wir uns die drei wichtigsten Kritikpunkte doch einmal genauer an.
Der Fall Schlesinger
Im Jahre 2022 gab es einen Skandal um Petra Schlesinger: Sie war Intendantin des Rundfunks Berlin-Brandenburg (rbb). Die Vorfälle wurden durch Journalisten aufgedeckt, unter anderem war das Online-Magazin „Business Insider“ daran beteiligt. Es gab anonyme Hinweise und interne Dokumente, die als Beweis der Vorwürfe dienten. Hier die fünf wichtigsten Punkte:
- Frau Schlesinger soll zu exklusiven Geschäftsessen in ihre Privatwohnung eingeladen und sie dem rbb in Rechnung gestellt haben.
- Sie soll sich Bezüge von mehr als 300.000 EUR pro Jahr genehmigt haben, ohne diese offenzulegen
- Es wurden Bonuszahlungen für „erfolgreiche Sparmaßnahmen“ angewiesen: Angesichts der Verschwendung ein offener Zynismus
- Sie ließ ihre Chefetage für 1,4 Millionen Euro umbauen und luxuriöses Mobiliar integrieren. Die Mittel konnten auf die Beitragszahlungen der Bürger zurückverfolgt werden
- Der Ehemann soll hoch dotierte Beraterverträge auf Kosten des Beitragszahlers bekommen haben.
In der Folge der Offenlegung erhielt Frau Schlesinger im August 2022 ihre fristlose Kündigung.
Es gilt die Unschuldsvermutung
Seit Bekanntwerden des Skandals ermittelt die Berliner Generalstaatsanwaltschaft wegen des Verdachts auf Untreue, Vorteilsnahme und Betrug. Doch bislang ist Frau Schlesinger weder angeklagt noch verurteilt worden. Sie äußert den Vorwurf einer Kampagne gegen ihre Person und streitet alles ab. Darüber hinaus macht sie Ansprüche wie eine Abfindung und eine standesgemäße Pension geltend.
Da Frau Schlesinger bislang nicht rechtskräftig verurteilt ist, gilt die Unschuldsvermutung. Dennoch gab es bundesweite Diskussionen, die zu einem starken Vertrauensverlust führten. Unabhängige Journalisten klärten den Fall auf, nicht der rbb selbst. Die Wichtigkeit kritischer und unabhängiger Medienberichterstattung hat durch den Fall an Bedeutung gewonnen.
Es besteht die Annahme, dass es sich nicht um einen Einzelfall handelt. Die Kritiker sahen sich im Recht: Dem öffentlich-rechtlichen Rundfunk fehlt es an Transparenz und einer unabhängigen Aufsicht.
Ist die Berichterstattung wirklich unabhängig?
Ab 2013 wurde daraus der heutige Rundfunkbeitrag: Nun zahlt jeder Haushalt unabhängig davon, ob und wie viele Empfangsgeräte vorhanden sind. Begründet wurde dies mit der „neuen Medienrealität“ – denn Inhalte sind inzwischen über Fernseher, Computer, Tablets und Smartphones zugänglich.
Trotz dieser Reform bleibt das Modell bis heute umstritten. Kritiker bemängeln den Zwang, dem die Nutzer ausgesetzt sind, aber auch die Intransparenz der Strukturen und eine vermeintliche politische Schlagseite in der Berichterstattung. Befürworter betonen die Bedeutung eines unabhängigen, gebührenfinanzierten Informationssystems in Zeiten von Desinformation und kommerziell gelenkter Medien.
Ein Blick auf die Inhalte
Schauen wir doch einmal auf die Inhalte, die uns das öffentlich-rechtliche Fernsehen anbietet.
- Filme in ARD und ZDF werden immer wieder mit denselben Schauspielern besetzt. Heino Ferch, Anja Kling, Simone Thomalla sind fest abonniert, aber kaum irgendwo anders zu sehen. Zwei der drei mag ich sehr. Dennoch fällt es auf und ich traue mir zu, es zu kritisieren
- Bei Florian Silbereisen schlägt immer das gleiche Ensemble auf: Maite Kelly, Ross Anthony und Thomas Anders sind fest abonniert. Helene Fischer und Andrea Berg wechseln sich als Showhighlight ab.
- Unsere Familie schaut gern Live-Sendungen von großen Sportveranstaltungen, vor allem Fußball WM und EM sowie Olympia. Viele Jahre lagen die Rechte bei ARD oder ZDF. Auch das ist vorbei, und ich frage mich, was die Sender mit den Milliarden der Bürger machen, wenn die Gebote so niedrig sind, dass private Anbieter den Zuschlag bekommen.
- Wir sind die Generation „Wetten dass…?“: Die großen Samstag-Abend-Shows wurden komplett gestrichen. Gleiches gilt für Verleihungen wie den Bambi oder den Deutschen Fernsehpreis.
- Tragen Nachrichtensendungen und Talkshows wirklich das Prädikat der unabhängigen Berichterstattung? Diese Frage musst du individuell für dich selbst beantworten.
Übrig bleiben Filme und Serien. Gerade diese beiden Kategorien unterliegen der drückenden Konkurrenz durch Streamingdienste, die bislang alle niedrigere Monatsgebühren abrufen.
Inhalte für die ältere Generation
Meine Mutter hat ihren 80. Geburtstag bereits hinter sich gelassen und beschwert sich regelmäßig darüber, dass die Alten – so sagt sie es – überall abgehängt werden. Dabei ist sie mit ihrem Smartphone sehr gut vernetzt und keineswegs abgehängt. Sie gehört der Generation an, die öffentlich-rechtliches Fernsehen schauen. Wenn wir einen Sonntag gemeinsam mit der Familie verbringen, muss meine Mutter rechtzeitig zum Tatort zu Hause sein.
Bei einem Geburtstag erzählten die Gäste von den letzten Spielfilmen, die auf den öffentlich-rechtlichen Sendern liefen, und fügten hinzu, dass sie sich immer noch pünktlich zum Start auf der Couch einfinden würden. Niemand möchte die ältere Generation abhängen, und es ist wichtig, das Angebot, das den Senioren vertraut ist, aufrecht zu erhalten. Sie wären die Zielgruppe, die bereit ist, die Gebühren zu zahlen.
Und sie sind die Zielgruppe, die in der Werbung berücksichtigt wird. Es geht primär um Medikamente, um Inkontinenzeinlagen und, das ist den jüngeren Mitgliedern unserer Familie regelmäßig peinlich, Vaginalcreme.
ZDF und ARD haben ihre Zielgruppe erkannt, was gut und richtig ist. Nur stellt sich die Frage, ob mehr als 40 Millionen Haushalte dafür aufkommen müssen.
Gendern und andere Aspekte der Vielfalt
Nun komme ich zu einem Thema, das nicht so einfach so behandeln ist. Beim Gendern ist dies noch einfach, denn ich nutze es nicht und stehe gern dazu. Gerade heute im Regio hörte ich unfreiwillig die Meinung einer jungen Frau mit sehr lauter Stimme und dachte mir: Das passt ja in meinen Artikel.
Wenn wir durch das Gendern dafür sorgen können, dass sich eine kleine Gruppe von Menschen angesprochen und damit wohl fühlt, können wir das doch machen. Doch ich bin ehrlich: Ich ziehe es nicht immer durch. Ich bin da inkonsequent.
Ich gehöre einer anderen Generation an und habe Germanistik studiert. Leider kann ich mit der Verwendung der Verlaufsform ebensowenig anfangen wie mit Doppelpunkten und Sternen. Es fällt mir schwer zu verstehen, dass sich Menschen von unserer Sprache diskriminiert fühlen. Noch schwerer ist es, diese Sprache zu lesen. Und damit bin ich nicht allein: Mehr als die Hälfte der Deutschen lehnen das Gendern ab. Zu diesem Thema ist ein separater Artikel in Planung.
Die öffentlich-rechtlichen Sender gendern kontinuierlich, allen voran der rbb. Man möchte alle Menschen ansprechen, bekam ich als Antwort auf meine Nachfrage. Dass die Mehrheit der Beitragszahler ignoriert wird, spielt keine Rolle.
Die Personalpolitik des ZDF
Es ist ein sensibles Thema, dass ich unbedingt ansprechen möchte. Die öffentlich-rechtlichen Sender bekennen sich zur Vielfalt, möchten alle Menschen ansprechen und niemanden ausschließen. Wenn ich das ZDF einschalten würde, um Nachrichten zu schauen, stelle ich fest, dass zunehmende Moderatoren mit Migrationshintergrund vertreten sind.
Besonders geärgert hat mich der Rauswurf von Matthias Vonhoff, der aufgrund von Vorwürfen, die im Sinne der Staatsanwaltschaft nicht haltbar waren, erst versetzt, dann entlassen. Ihm folgte Shakuntala Banerjee. Hauptmoderatoren der Heute-Nachrichten sind Mitri Sirin und Jana Pareikes, im Heute-Journal sehen wir Dunja Hayali. Es fällt auf, und ich möchte es gern hinterfragen.
Auch deutschstämmige Journalisten müssen sichtbar bleiben. Medienvielfalt bedeutet für mich nicht nur kulturelle, sondern auch gesellschaftliche Ausgewogenheit. Vielfalt in den Medien ist grundsätzlich begrüßenswert, doch sie sollte nicht zu einer neuen Form der Einseitigkeit führen. Wie denkst du darüber?
Kampagnen gegen den Rundfunkbeitrag
Es gibt immer wieder Aufrufe, gegen den Rundfunkbeitrag zu protestieren oder die Zahlung zu verweigern. Vor einigen Jahren verbreitete sich in den sozialen Netzwerken die These, wer sich um die Gebührt drücken möchte, solle eine Barzahlung anbieten. Diese würde von der GEZ nicht angenommen, wozu sie aber verpflichtet wäre. In der Konsequenz müsse der Barzahler gar nichts mehr zahlen. Die Kampagne verlief im Sande, nicht zuletzt deshalb, weil die GEZ keinen Titel benötigt, um säumige Gebühren zu pfänden.
Kürzlich gab es in den sozialen Netzwerken die Aufforderung, die Rundfunkgebühr nicht zu bezahlen. Ein Mitglied der AfD hatte dazu aufgerufen. Es ist bekannt, dass die Partei die Abschaffung der Rundfunkgebühr in ihrem Parteiprogramm aufgenommen hat. Etwa 48.000 Gebührenzahler schlossen sich nach eigenen Angaben dem Aufruf an. Er wurde initiiert, um Aufmerksamkeit für die Debatte zur Finanzierung des öffentlich-rechtlichen Rundfunks zu erregen.
Zeiten ändern sich – auch für die Öffentlich-Rechtlichen
Ich gehöre zu den Gegnern des Rundfunkbeitrags. Einige Inhalte sind sicher sehenswert, doch ich möchte selbst entscheiden können, ob ich dafür Geld zahlen möchte oder nicht. Für mich gibt es nur eine Erklärung dafür, dass die Zwangsgebühr nicht endlich in ein Abo umgewandelt wird: Die Zielgruppe, die freiwillig zahlen möchte ist zu klein. Die Sendeanstalten könnten sich nicht mehr tragen.
Die Digitalisierung hat unser Leben gravierend verändert, so vieles musste weichen. Bankfilialen, Reisebüros, Versicherungsagenturen, Ticketschalter und und und. Nur diese öffentlich-rechtliche Zwangsgebühr bleibt erhalten. Hinzu kommt eine Berichterstattung, die nicht immer unabhängig ist, eine fehlende Vielfalt bei der Auswahl der Moderatoren insbesondere des ZDF, und mit Filmen, die immer wieder mit denselben Schauspielern besetzt werden. In Zeiten von Netflix, Prime, Apple TV Plus & Co ist es ein Angebot von vielen, für den ein Preis gezahlt werden muss, der über allen anderen Abopreisen angesiedelt ist.
Die klassischen Nachrichten sind veraltet, weil sich jeder über ein Ereignis sofort im Netz informieren kann. Und über die unabhängige Berichterstattung können wir miteinander lange Diskussionen führen.
Warum ich gegen die Rundfunkgebühr bin
Ich möchte die Rundfunkgebühr nicht mehr zahlen und kann die Gründe dafür sehr konkret benennen:
- Seit dem Ende von Wetten dass…? schaue ausschließlich Fußball und Olympia auf ARD und ZDF. Darauf würde ich verzichten, wenn es kein Abomodell für die Zeit gäbe, in der die Wettkämpfe stattfinden.
- Die Berichterstattung ist nicht unabhängig, sondern meinungsbildend.
- Das Modell ist veraltet, weil eine Grundversorgung angesichts der Vielfalt der digitalen Medien nicht mehr erforderlich ist
Ich möchte meine Meinung mit drei Beispielen untermauern.
- Politiker der AfD dürfen in Nachrichtensendungen und Talkshows grundsätzlich nicht ausreden. Vor der Bundestagswahl 2025 wurde Alice Weidel gefragt, warum sie ihren Hauptwohnsitz nicht in Deutschland hat. Robert Habeck, dessen Kinder in Dänemark zur Schule gingen und dort studieren, musste keine Fragen zu seinem Privatleben beantworten.
- Nachrichtensendungen sind veraltet, weil sie Informationen bieten, die der Bürger bereits kennt. Das Internet im Sekundentakt über alles, was auf der Welt passiert. So erfahre ich nicht mehr abends um 19 oder 20 Uhr, wenn es ein Erdbeben oder einen Flugzeugabsturz gab. Beim Einschalten der Sendung weiß ich bereits, was passiert ist. Dem sollte bei der Gestaltung der Inhalte mehr Rechnung getragen werden.
- Es gibt zahlreiche Streamingdienste, die Inhalte in einer Menge zum Abruf bereitstellen, die kein Mensch anschauen kann, weil die Lebenszeit dafür nicht ausreicht. Ein Zwangsangebot ist schlichtweg nicht mehr notwendig, weil sich in den 75 Jahren seit der Einführung zu viel geändert hat.
Gemeinsam mit Millionen anderen Beitragszahlern hoffe ich, dass sich das Verfassungsgericht auf die Seite der Kritiker stellt und die Digitalisierung berücksichtigt. Und dass 2027 neue Regelungen getroffen werden, die uns von dieser Gebühr befreien.
Und was spricht dafür?
Es gibt natürlich Befürworter, deren Meinung ebenso eine Berechtigung hat. Deshalb möchte ich die Positionen auch noch einmal zusammenfassen:
- Das öffentlich-rechtliche Fernsehen hat einen neutralen Bildungsauftrag
- Die Berichterstattung und alle anderen Inhalte sind politisch unabhängig
- Es dient der Grundversorgung der Bevölkerung
Mich persönlich überzeugen diese Positionen nicht: Ein Bildungsauftrag müsste in meinen Augen neutraler ausgestaltet sein, außerdem habe ich Zweifel an der politischen Unabhängigkeit der Berichterstattung. Die Grundversorgung der Bevölkerung ist mit dem Zugang zum Internet und der damit verbundenen Informationsvielfalt nicht mehr notwendig. Darüber hinaus gibt es die privaten Sender, die ebenfalls Nachrichten und Politik in ihrem Programm haben. Jeder Bürger kann und sollte selbst entscheiden, welches Medieum er zu seiner individuellen Information nutzen möchte.
Alternativen zum öffentlich-rechtlichen Rundfunk
Welche Alternativen könnte es zu einem öffentlich-rechtlichen Rundfunk geben, bei dem die Bürger mit einer Zwangsgebühr belegt werden, die bei Nichtzahlung gepfändet werden kann oder, im äußersten Falle, mit einer Erzwingungshaft belegt werden kann.
- Umwandlung der Zwangsgebühr in ein Abomodell
- Wirklich unabhängige Gremien kontrollieren die Inhalte
- Es gibt eine transparente Aufstellung der Kosten und der Planung der Inhalte
Mich würde nur der erste Punkt überzeugen. Stand jetzt wäre ich nicht bereit, für die Inhalte zu zahlen. Bestenfalls für einige Sportsendungen, wenn diese in einem separaten Abo erhältlich wären.
Wie denken die Bürger?
Eine deutliche Mehrheit der Bürger ist gegen die Rundfunkgebühr in der jetzigen Form. Laut Umfrage der Schwäbischen Zeitung vom April 2025 sprechen sich 93 Prozent für eine Abschaffung aus. 23.000 Teilnehmer haben abgestimmt.
Ein älterer Artikel der BILD aus dem Jahre 2023 bringt ebenfalls interessante Umfrageergebnisse zustande: Laut dem Meinungsforschungsinstitut INSA sprechen sich 39 Prozent der Befragten gegen die Zwangsgebühr aus. Sechs Prozent sind bereit, den jetzigen Betrag zu zahlen.
Für 13 Prozent der Befragten wäre bei 4,99 EUR im Monat Schluss, 16 Prozent wären immerhin bereit, 9,99 EUR auszugeben. Und der Artikel, den du hier kostenlos abrufen kannst, fördert noch weitere interessante Informationen zutage:
- ARD-Intendant Tom Buhrow bezieht ein Jahresgehalt von 416.000 EUR im Jahr. Zum Vergleich: Der amtierende Bundespräsident bekommt 214.000 EUR im Jahr plus 78.000 Aufwandsentschädigung. Der Bundeskanzler verdient jährlich etwa 360.000 EUR.
- SWR-Intendant Kai Gniffke forderte eine Erhöhung auf 25,18 EUR im Monat bis zum Jahr 2028
Im Jahre 2023 waren nur fünf Prozent der Bürger bereit, noch mehr Geld für den öffentlich-rechtlichen Rundfunk zu zahlen.
Bitte schafft die Zwangsgebühr ab!
Bitte schafft die Zwangsgebühr ab und privatisiert die Sender! Wer ARD und ZDF schauen möchte, wird gern freiwillig zahlen. Vielleicht kämpfen die Sender ja deshalb so sehr um ihren Status, weil sie wissen, dass sie sich mit freiwilligen Abos nicht finanzieren könnten. Aber so kann es nicht weitergehen! Es besteht die Hoffnung, dass das Bundesverfassungsgericht ein Machtwort spricht oder die Neuausrichtung im Jahre 2027 etwas ändert. Aber diese Hoffnung ist, ich muss es zugeben, leider sehr klein.

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