Preise in der Gastronomie: Warum Essen gehen teuer bleibt

Preise in der Gastronomie: Warum Essen gehen teuer bleibt

Die Preise in der Gastronomie sind in den letzten Jahren kräftig gestiegen. In der Folge blieben in vielen Restaurants, Bars und Kneipen die Gäste weg. Schließungen waren notwendig. Es gibt noch Lokale, in denen eine Reservierung erforderlich ist, weil der Gast spontan keinen Platz bekommt. Doch ein großer Teil der Gastronomen kämpft mit hohen Kosten. Er gibt sie an den Gast weiter, der nicht mehr bereit ist, die Preise zu zahlen. Er kocht zu Hause. Ab Januar 2026 senkt die Politik die Mehrwertsteuer um zwölf Prozent, um der Gastronomie zu helfen. Die meisten Restaurantbetreiber wollen die Senkung nicht an die Gäste weitergeben. Die Kundschaft ist verärgert und kündigt den Boykott an. Sterben unsere Restaurants, oder gibt es noch Rettung?

Ein Teller mit einer Rose Broccoli, eine Speisekarte und ein leeres Portemonnaie: Symbole für die hohen Preise in der Gastronomie
Die Preise in der Gastronomie sind hoch, die Portionen klein.

Das Wichtigste in Kürze:

  • Seit der Corona-Pandemie sind die Preise in der Gastronomie stark gestiegen
  • Senkungen bei der Mehrwertsteuer kamen beim Kunden nicht an
  • Die gestiegenen Lebenshaltungskosten werden als Grund angegeben
  • Viele Gastronomen zahlen Mindestlohn und sind von den staatlichen Erhöhungen betroffen
  • Gäste bleiben weg, Restaurants müssen schließen
  • Ein Ende der Krise ist nicht absehbar
  • In den sozialen Netzwerken werden die Gäste beschimpft

Preisanstieg in der Gastronomie – alles begann mit Corona

Das Essengehen gehörte einst zu unseren Lieblingsbeschäftigungen: Es waren nicht nur besondere Anlässe, zu denen wir in unsere Pizzeria, zum Kroaten oder in ein griechisches Restaurant gingen. Als unsere Kinder noch alle zu Hause lebten, haben wir jeden Tag gekocht. Dann wurde das Haus leerer, ich habe gearbeitet und wir mieden unsere Küche, wann immer es ging. Mit zwei Gehältern war das Essengehen bezahlbar. Wir haben die Stunden immer genossen.

Mit dem Beginn des neuen Jahrzehnts begann sich die Welt zu verändern. Für zwei Jahre dominierte Corona unser Leben: Wir mussten unseren Kaffee zu Hause trinken und selbst kochen. Für uns galt das über die gesamte Zeit, denn wir entschieden uns gegen eine Impfung. Es war eine bewusste Entscheidung, mit der wir gut zurechtgekommen sind. Doch schon damals haben wir nicht verstanden, warum sich der Handel und die Gastro nicht gegen die „Maßnahmen“ gewehrt haben.

Die Maßnahmen waren zu streng

Aus heutiger Sicht waren die Schließungen nur in den ersten Monaten der Pandemie wirklich notwendig und gerechtfertigt. Zu diesem Zeitpunkt waren die Erkenntnisse über das Virus nur sehr spärlich. Die Schließungen konnten die Ausbreitung des Virus um etwa 60 Prozent eindämmen.

Schon im Dezember 2020 gab es die ersten Impfstoffe für Hochrisikogruppen. Bis zum Sommer 2021 war die Impfung für die breite Masse der Bevölkerung verfügbar. Es lagen Erkenntnisse über das Virus vor und es gab wirksame Tests. Mit diesem Paket hätte es aus heutiger Sicht ausgereicht, wenn die Auslastung der Restaurants im Innenbereich auf 25 Prozent reduziert und überwiegend im Außenbereich bedient worden wäre.

Bund und Länder beschlossen nach dem ersten Lockdown (März bis Mai 2020) eine zweite Vollschließung. Sie dauerte von November 2020 bis in den Mai 2021. Dann durften die Restaurants wieder öffnen. Es etablierte sich 3G: Wer essen gehen wollte, musste getestet, geimpft oder genesen sein. Die Schilder der Gastronomen waren groß. Gewehrt hat sich niemand. Und es war nicht das Ende der Maßnahmen.

2G in Berlin und Brandenburg

Brandenburg legte den Gastronomen ab September 2021 nahe, Gäste nur noch zu bedienen, wenn sie geimpft und genesen sind. Ab Mitte November wurde aus der Freiwilligkeit eine Verpflichtung, die unsere Landesregierung mit 2G+ noch einmal verschärfte: Wer geimpft oder genesen war, musste sich vor dem Restaurantbesuch testen lassen. In Berlin kam diese Regelung etwas später. Sie galt für die Innengastronomie, doch wer möchte im Winter schon draußen sitzen?

Bis wir komplett ausgeschlossen waren, sind wir nicht oft essen gegangen. Am Tisch mussten wir Masken tragen, die wir nur zum Einnehmen der Mahlzeit abnehmen durften. Es war einfach nicht mehr schön.

Da wir wirklich oft essen gegangen waren – manchmal zwei- oder dreimal in der Woche – sparten wir viel Geld. Wir kauften uns neue Küchengeräte: Backofen mit Mikrowelle, Dampfgarer, ein modernes Kochfeld. Plötzlich machte das Kochen wieder Spaß, wir vermissten unsere Leidenschaft „essen gehen“ nicht mehr so stark. Und wir hörten auf, uns darüber zu ärgern, dass die Gastronomen uns tatsächlich an der Tür abwiesen: Einmal in unserer Stamm-Pizzeria, in der wir 20 Jahre essen waren. Ein zweites Mal in einem türkischen Restaurant in Berlin-Wedding.

Unser ägyptischer Pizzabäcker wollte von den Regelungen nichts wissen. Er bewirtete uns trotzdem. Doch leider war er so weit entfernt, dass wir das nicht oft in Anspruch nahmen. Außerdem durfte nur mein Mann die Stadtgrenze übertreten, da er in Berlin arbeitet. Doch uns zeigte es, dass es Gastronomen gab, die sich wehrten. Leider waren es viel zu wenige.

Der Ukraine-Krieg und die Folgen

Im Februar 2022 begann der Ukraine-Krieg. Die Pandemie war noch nicht vorbei, nun hatten Deutschland und Europa eine neue Krise, die sich auf Handel und Wirtschaft auswirkte. Und zwar sehr drastisch: Bis zum August stellte Russland als Antwort auf die Sanktionen der EU die Gaslieferungen komplett ein. Deutschland war bis dato der größte Abnehmer von russischem Gas. Uns traf die Maßnahme besonders hart.

Deutlicher Anstieg der Lebenshaltungskosten

Die Preise für Lebensmittel und Energie schossen in die Höhe. Bis heute zahlen wir mehr als das Doppelte für die Gasrechnung unseres kleinen Reihenmittelhauses. Und das, obwohl sich die Anzahl der Bewohner durch den Auszug unserer Kinder reduziert hat und wir gar nicht mehr alle Räume in dem Maße beheizen, wie es noch 2019 der Fall war. Die Kosten für Strom und die Preise für Lebensmittel sind nie wieder auf dem niedrigen Stand vor Corona angekommen. Doch so teuer wie in den Spitzen des Jahres 2022 sind sie auch nicht mehr. Es hat sich auf einem höheren Bereich eingependelt.

Die Preise für Kraftstoff lagen zeitweise bei einem Wert von mehr als 2 EUR pro Liter für Diesel. Auch das hat sich wieder normalisiert. Ja, die Inflation ist in einigen Bereichen hoch. Die Abzüge vom Lohn ebenfalls. Doch nirgendwo sind die Preise auf einem so hohen Niveau geblieben, wie in der Gastronomie. Und sie werden in absehbarer Zeit nicht sinken, obwohl die Politik der Branche schon vielfach unter die Arme gegriffen hat.

Unterstützung für die Gastronomie

Obwohl ich den Gastronomen gern die Frage stellen würde, warum sie sich gegen die Schließungen und Restriktionen nicht gemeinschaftlich gewehrt hatten, belassen wir es bei der Realität und schauen uns einmal an, welche Unterstützungen in den letzten Jahren von der Regierung gewährt wurden. Es ist nur ein Auszug, ich beschränke mich auf fünf Punkte

  1. Corona Soforthilfen und Überbrückungsgelder (2020)
  2. Kurzarbeitergeld (Der Lohn der Beschäftigten wurde vom Arbeitsamt bezahlt)
  3. KfW-Schnellkredite sowie Sonderprogramme für Gastronomie und Hotelwesen
  4. Neustarthilfen und Überbrückungshilfen nach dem Ende der Pandemie
  5. Senkung der Mehrwertsteuer

Auf Punkt Fünf möchte ich ein wenig näher eingehen, denn eine Senkung der Mehrwertsteuer wurde ab Januar 2026 dauerhaft beschlossen. Die Gastronomie profitierte schon einmal davon: Im Jahre 2020 wurde der Mehrwertsteuersatz von 19 auf sieben Prozent für Speisen gesenkt. Die Frist wurde mehrfach verlängert, bis im Januar 2024 wieder der volle Mehrwertsteuersatz abgeführt werden musste.

Warum die Erhöhung der Mehrwertsteuer keine war

Vielleicht erinnerst du dich noch an die Diskussionen zum Jahresende 2024: Die Gastronomie klagte über eine „Erhöhung der Mehrwertsteuer“ und gab sie ganz selbstverständlich an die Kunden weiter. Dabei handelte es sich nur um die Rückführung einer der Soforthilfemaßnahmen:

Vor der Pandemie betrug die Mehrwertsteuer für das Essen im Restaurant 19 Prozent für Speisen und Getränke. Wer außer Haus bestellte, zahlte nur die günstigeren sieben Prozent. Das war der Grund, warum du beim Fast Food Restaurant deines Vertrauens gefragt wurdest, ob du zum „Mitnehmen“ oder „Hier essen“ bestellst. Heute erledigst du das über den Terminal, die Frage erübrigt sich.

Als die Mehrwertsteuer im Juli 2020 von 19 auf sieben Prozent gesenkt wurde, bekam das in den Wirren der Pandemie mit immer neuen Maßnahmen und Vorgaben kaum jemand mit. Die Gastronomen gaben die Senkung nicht an die Gäste weiter. Es war die erste versteckte Teuerung von vielen.

Im Januar 2024 klagte die Gastronomie dann über eine Erhöhung der Mehrwertsteuer, die aber keine war: Die knapp drei Jahre andauernde Förderung lief aus. Doch davon wusste kaum jemand war. Auf vielen Speisekarten wurden die Preise mit dem Hinweis auf die höheren Abgaben um zwölf Prozent erhöht.

Fazit: Nachdem die Gastronomie etwa 30 Monate lang eine Vergünstigung erhalten hatte, legte sie nun eine Preissteigerung auf die Gäste um, die gar keine war. Wenn die Restaurants die niedrigeren Kosten an ihre Gäste weitergegeben hätten, wäre es okay gewesen. So war es eine Frechheit.

Besonders einfallsreich war eine ohnehin schon überteuerte Bäckerkette in Potsdam: Sie stellte ein Schild auf, dass Produkte, die an den bereitgestellten Tischen verzehrt würden, ab sofort zwölf Prozent teurer würden. Grund: Die Erhöhung der Mehrwertsteuer. Seitdem habe ich dort nichts mehr gekauft.

Die Gastro leidet unter der Inflation

Beim Blick auf die Speisekarte fragen sich viele Gäste, warum die Preise nicht wieder sinken. Die Lebensmittel sind nicht mehr so teuer wie 2022, der Kraftstoff auch nicht, selbst die Strompreise haben sich wieder reduziert. Die Kosten für Wasser und Abwasser blieben in den letzten Jahren stabil. Nur die Kosten für Gas liegen weiterhin auf einem hohen Niveau. Warum sinken die Preise in der Gastro nicht wieder, sondern steigen weiter an?

Die Gründe sind vielschichtig. Ich führe kein Restaurant und kann nur die Ergebnisse meiner Recherchen wiedergeben. Welche Kosten sind für den Preisanstieg in der Gastronomie verantwortlich?

  1. Gestiegene Personalkosten
  2. Kosten für die Beschaffung von Energie
  3. Lebensmittelpreise
  4. Mehrwertsteuer
  5. Schulden aus der Coronazeit und das Bilden von Rücklagen

Zusammenfassend argumentiert die Gastro, dass die Lebensmittelpreise und die Energiekosten das Niveau von 2019 nicht wieder erreicht haben. Dass die Mehrwertsteuer über mehrere Jahre gesenkt wurde, wird ebenso verschwiegen wie die Schulden, die in der Coronazeit aufgenommen wurden und nun wieder zurückgezahlt werden müssen. Was die Personalkosten betrifft, spielt der Mindestlohn eine Rolle. Darauf möchte ich näher eingehen.

Müssen Fachkräfte für so wenig Geld arbeiten?

Bis zum Beginn der Pandemie arbeiteten viele ungelernte Kräfte in der Gastronomie. Minijobber, Teilzeitkräfte, Studenten: Sie wollten sich am Abend und an den Wochenenden etwas zuverdienen. Mit der Schließung der Restaurants wurden sie entlassen und hatten keinen Anspruch auf Kurzarbeitergeld. Viele haben sich umorientiert und sind nicht zurückgekehrt.

Heute ist es schwer, gute Mitarbeiter zu finden, die dann bereit sind, für den Mindestlohn zu arbeiten. In Verbindung mit der Diskussion um die Mehrwertsenkung 2026 habe ich mehrfach gelesen, dass diese die höheren Lohnkosten abfangen muss, denn gleichzeitig wird der Mindestlohn erhöht. Für den Gast bedeutet dies, dass die Preise nicht gesenkt werden. Und nicht nur ich frage mich, warum Fachkräfte für so wenig Geld arbeiten müssen, wobei sie nur dann eine Gehaltserhöhung bekommen, wenn die Regierung das anordnet.

Ein Beispiel aus Mecklenburg-Vorpommern

In meiner alten Heimat in Mecklenburg-Vorpommern gibt es ein deutsches Restaurant mit einem kleinen angeschlossenen Hotel. Es wird seit mehreren Generationen von der Familie betrieben. Dort arbeitet ein Kellner seit mehr als dreißig Jahren in Anstellung. Ich nenne ihn Thomas. Er hat den Beruf nach der Schule gelernt und bringt nicht nur die Ausbildung, sondern auch jede Menge Berufserfahrung mit. Thomas bedient oder steht an der Bar. Er hat große Gesellschaften im Griff, ist freundlich und versiert. Wir kennen uns, seit wir Teenager waren. Wenn wir dort essen gegangen sind, haben wir uns immer über das Wiedersehen gefreut.

Nach Corona waren die Preise in dem Restaurant fast um das Doppelte gestiegen. Wir waren schon erstaunt. Thomas hatte an diesem Tag Dienst und sagte entschuldigend, dass „wir ja nun mehr Geld bekommen müssen.“ Er meinte sich und seine Kollegin, die dort ebenfalls schon sehr lange arbeitet.

Mein Mann und ich waren einigermaßen entsetzt. Der Mindestlohn war vor unserem Besuch in der Gaststätte erhöht worden, das wussten wir aus den Nachrichten. Selbst haben wir das Glück, besser bezahlt zu werden. Ich fragte Thomas leise, ob er nach all den Jahren wirklich nur Mindestlohn bekam. Sehr zurückhaltend sagte er „ja“. Mich machte das betroffen.

Gastronomen in den sozialen Netzwerken

Heute bin ich sauer, wenn ich in den sozialen Netzwerken lese, dass die Senkung der Mehrwertsteuer nicht an den Gast weitergegeben werden könne, weil der Mindestlohn erhöht wird. Ich möchte dann antworten: Bezahlt eure Leute anständig, dann habt ihr mit dem Mindestlohn kein Problem. Vermutlich würde ich in ein Wespennest stechen und böse Kommentare bekommen.

Grundsätzlich fällt es in den Diskussionen auf, dass einige Gastronomen schnell aggressiv werden. Wenn ein potenzieller Gast schreibt, dass ihm die Preise zu hoch sind, bekommt er zu hören, dass er keine Ahnung von Betriebswirtschaft hätte.

Ich schlage VWL und BWL ab der 5. Klasse verpflichtend vor.

Ein Gastronom auf Facebook

Noch hitziger wird die Diskussion um das Schnitzel, wenn jemand die Preise im Supermarkt anführt. Da hagelt es schonmal die eine oder andere Beleidigung. Oder es wird spöttisch darauf hingewiesen, dass der Gast mit dem Klammerbeutel gepudert wurde. Bedeutet: Er ist dumm und einfältig. Möchtest du bei solchen Gastronomen jemals wieder Umsatz machen? Ich nicht.

Schatz, lass uns essen gehen, um die Gastro zu unterstützen

Schön ist auch die Aufforderung, dass wir essen gehen müssen, um die Gastronomie zu unterstützen. Ich habe mal in meinen Erinnerungen gekramt. Warum sind wir nochmal essen gegangen? Es gab tatsächlich ganz verschiedene Gründe dafür.

  • Wir hatten keine Lust aufs Kochen
  • Heißhunger auf das Lieblingsgericht in einem unserer Stammrestaurants
  • Treffen mit Freunden oder der Familie
  • Hochzeitstag, Kennenlerntag, Geburtstag
  • Spontaner Entschluss, wenn wir unterwegs waren

Noch nie waren wir in einem Restaurant, um den Gastronom zu unterstützen. Und ich glaube nicht, dass wir sehr egoistische Gäste sind. Hand aufs Herz: Wie oft bist du zu deinem Lieblingsitaliener gegangen, weil du dir gesagt hast: „Er braucht jetzt wirklich mal 100 EUR Umsatz, wir müssen heute Abend unbedingt essen gehen. Eigentlich wollte ich ja selbst eine Pizza belegen, aber ich habe Angst, dass er schließen muss. Deswegen gehen wir jetzt dorthin und gönnen uns was.“

Schreib es gern in die Kommentare, ob das schon einmal ein Grund für einen Restaurantbesuch war. Wenn ich sowas nicht immer wieder gelesen hätte, wäre ich darauf wirklich gar nicht gekommen.

Ich darf einfach nur Gast sein

Im Restaurant habe ich das Recht, einfach nur Gast zu sein. Ich darf die Speisekarte aufschlagen und für mich entscheiden, dass es mir zu teuer ist. Ich muss keinen BWL-Kurs belegen und mich nicht mit der Kalkulation eines Gastronomen auskennen. Ich darf einfach nur Gast sein und mich ohne Hintergrundwissen an den hohen Preisen stören. Für diese Ansichten muss ich mich weder beschimpfen noch beleidigen lassen. Jeder entscheidet individuell, ob er die Preise zahlen möchte oder nicht.

Preisanstieg um bis zu 100 Prozent

Um wie viel sind die Preise seit 2019 gestiegen? Ich habe die Karte unseres Stammitalieners im Kopf. Dazu muss ich aber anmerken, dass es dort immer sehr günstig war. Meine Lieblingsgerichte stelle ich mal gegenüber:

  • Pizza Margerita 28 cm → von 5,50 EUR auf 9,50 EUR
  • Zwei Bruschetta → von 50 Cent auf 2 EUR
  • Zwiebelsuppe → von 3,50 EUR auf 6,50 EUR
  • Großer Salat mit Putenbrust → von 7,90 EUR auf 12,90 EUR
  • Schnitzel mit Sauce Bolognese, Schinken und Käse → von 9,90 EUR auf 18,90 EUR

Der Preis für ein Glas Cola stieg von 3,50 EUR auf 5,90 EUR, die Menge verringerte sich von 500 auf 400 Milliliter. Der Beilagensalat zum Schnitzel ist so winzig, dass es fast schon peinlich ist, das überhaupt anzubieten. Zwiebelsuppe, Bruschetta und Pizza sind unverändert, alle anderen Portionen sind geschrumpft. Rechtfertigen die Kosten für Energie, Lohn und Lebensmittel wirklich diese Preise?

Zwiebelsuppe für 6,50 EUR

Es ist eine Meinung, die Gastronomen nicht hören möchten, aber nehmen wir einfach die Zwiebelsuppe, die ich zu Hause gern selbst koche. Ich benötige Zwiebeln, Wein, Öl zum Anbraten, Gemüsebrühe, eine Scheibe Weißbrot und etwas Reibekäse. Wenn ich das im Supermarkt kaufe, bleibe ich bei den Kosten für eine Portion unter einem Euro.

Bei unserem Stammitaliener wird sie mit der Pizza in den Ofen geschoben, der ohnehin den ganzen Tag heiß ist. Werden für diese Gerichte dennoch zusätzliche Energiekosten berechnet? Zwiebeln benötigt der Koch faktisch den ganzen Tag. Weißwein ist vorhanden, Gewürze und Reibekäse ebenfalls. Das Brot wird in unserer Pizzeria selbst gebacken. Somit sehe ich die Zwiebelsuppe in der Gesamtheit der Karte als Abfallprodukt.

Natürlich meine ich damit nicht, dass der Koch die Reste vom Pizzabacken zusammenkratzt und in die Suppe wirft. Ich meine, dass alle Zutaten mitsamt dem eingeschalteten Backofen für das Hauptgericht Pizza vorhanden sein müssen. Wie kommt die Kalkulation von 6,50 EUR zustande? Vielleicht kann mir das jemand erklären, ohne mir vorzuwerfen, dass ich keine Kenntnisse in BWL und VWL habe. Ich wäre auf jeden Fall sehr dankbar.

Die Preise werden nicht gesenkt? – Wir kochen zu Hause

Mein Fazit fällt kurz aus: Wenn die Preise im Januar nicht fallen, gehe ich nicht in ein Restaurant. Ich bin der Meinung, dass die Gastronomen nicht nur an sich denken sollten. Die Zeiten sind schwierig. Nicht nur für die Restaurantbetreiber, sondern für uns alle. In den sozialen Netzwerken werden nicht nur hohe Preise und kleinere Portionen bemängelt: Oft kommt die schlechte Qualität zur Sprache. Es geht nicht, dass der Gast, der den Betrieb aufrecht hält, die Zeche fehlgeleiteter Politik allein zahlt.

Seit 2019 mussten etwa 15.000 Restaurants dauerhaft schließen. Wenn die Restaurantbetreiber so weiterarbeiten, werden es noch mehr werden.

Gastronomie in Deutschland: Netto-Verlust seit 2019
Dauerhaft verschwunden (Saldo)
≈ 14.600 Betriebe
Bestand 2019 164.800 → 2023 150.200
Restaurants
70.619 → 65.919
Cafés
11.761 → 11.153
Bars
2.682 → 2.669
Quelle: DEHOGA/Destatis (Umsatzsteuerstatistik, 2019 vs. 2023). Hinweis: Creditreform meldete 2020–2023 etwa 48.000 Brutto-Schließungen (inkl. Wiedereröffnungen/Neugründungen); der hier gezeigte Wert ist der Netto-Bestandsrückgang.

Stoppt die Aufwärtsspirale!

Der Preisanstieg in der Gastronomie muss sich wieder umkehren. Die Senkung der Mehrwertsteuer wäre ein guter Anreiz. Gleichermaßen sollten die Gäste genauer hinschauen: Wenn wir jede Preiserhöhung mittragen und Verständnis aufbringen, wird die Spirale weiter nach oben gehen. Vielleicht können wir durch unseren Boykott helfen, den Aufwärtstrend zu stoppen und so doch einige Restaurants retten. Wird es billiger, kommen wir wieder. Und mit uns auch sicher andere Gäste.

Eine Bitte habe ich noch: Liebe Gastronomen, hört auf, Eure Gäste in den sozialen Netzwerken zu diskreditieren. Damit erreicht Ihr sicher nicht, was Ihr erreichen wollt: Wenn alle Tische besetzt sein sollen, ist Höflichkeit neben dem guten Essen das oberste Gebot. Immer. Nicht nur in dem Moment, in dem Ihr Umsatz erwirtschaften könnt. Ihr braucht uns, für Euer Weiterbestehen. Im Gegensatz dazu sind die meisten von uns im Besitz einer Küche. Das Kochen kann man lernen. Wir sind gern bei Euch. Aber auf Eure Dienstleistung angewiesen sind wir nicht.

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